Kombibad Spandau Süd Halle

In Berlin existiert die schönste, abwechslungsreichste Bäder Landschaft die es in Deutschland gibt. Durch die Tatsache der geteilten Stadt gibt es die unterschiedlichsten Bautypen. Kombibäder zum Beispiel  im Westteil, sogenannte Volksschwimmhallen im Ostteil der Stadt. Identischer Bautyp bedeutet noch lange nicht identisches Innenleben. Durch Sanierungen, die mal lieblos unter dem Motto "hau raus die Kohle",  mal durchdacht mit Sinn für Ästhetik erfolgten, unterscheiden sich auch Baugleiche Typen erheblich. Meine Beschreibungen sind natürlich subjektiv. Sie stehen und fallen mit dem, wie ich die Atmosphäre im Bad empfinde. Und die ist für mich in allererster Linie von den Mitarbeitern abhängig. Ich fühle mich unwohl, wenn Menschen unfreundlich sind und bin dann empfänglicher für andere negative Eindrücke. Umgekehrt sehe ich manches negative nicht, wenn ich das Gefühl habe, von freundlichen Menschen umgeben zu sein.  Manche Bäder kenne ich sehr gut, andere besuche ich nur selten. Alle Beschreibungen die vor 2016 entstanden sind habe ich entfernt und werde sie nach und nach erneuern. Die früheren Beschreibungen waren ohne Bilder und teilweise hat sich einiges geändert in den Bädern. Manche sind der Öffentlichkeit nur noch wenig bis gar nicht zugängig. Das jeweilige Datum in Beiträgen wurde so angegeben, dass kein Rückschluss auf den Tag des Besuches möglich ist.

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Kennste eins, kennste alle- das denkt mancher über die Kombibäder in Berlin. Ganz so ist es nicht und wenn eines der Kombibäder im Gesampaket, Halle und Freibad, ein Schwimmer Paradies ist, dann das in Spandau Süd.

 

Eröffnet wurde das Kombibad Spandau Süd 1974. Das Jahr in dem die deutsche Mannschaft der Männer bei der Weltmeisterschaft alle Staffeln (100 und 200 Meter Freistil und 4 x 100 Meter Lagen) gewannen. Lang ist es her, der Schwimmsport der nur aus einem guten Angebot für Breitensport hervorgehen kann, gerät heute in Deutschland bedauerlicherweise ins Hintertreffen.

4 Jahre nach Eröffnung des Kombibads fanden die Weltmeisterschaften in Berlin West statt. Der größte Teil der Wettkämpfe fand im Bad am Olympiastadion statt, aber auch im Außenbereich des Spandauer Kombibads wurden einige ausgetragen. Wer auch immer die Legende noch heute kolportiert, Mark Spitz trat nicht an. Die Geschichte, dass er in Berlin Weltrekord schwamm, stimmt, aber das war in der Sport und Lehrschwimmhalle Schöneberg, Sachsendamm, kurz nach der Eröffnung dort, 1967. Spitz hatte nach der Olympiade 1972 in München seine Karriere beendet. Spitz wurde nach dem Attentat in München   auf Mitglieder der israelischen Mannschaft nach London ausgeflogen und trat zu keinem weiteren Wettkampf nach der Olympiade an.

Die Halle des Kombibads wurde im Oktober 2010 geschlossen, Einsturzgefahr der Decke. Immer bis nichts mehr geht. Verschleiß statt vorausschauende Sanierungen in Berlin.

Mit der Sanierung wurde zwei Jahre später, 2012, begonnen. Bis zur Wiedereröffnung vergingen weitere 3 Jahre. Am 11. Januar 2015 war es dann soweit.

11,1 Millionen Euro. Die Sauna blieb auf der Strecke. Ich halte das für eine Fehlentscheidung. In näherer Umgebung habe ich keine Sauna gesehen, sie wäre Konkurrenzlos. Tja.

Im Herbst 2014 schien so, als würde ein Verein das Bad übernehmen, das Fachpersonal selbst stellen, also das meiner Ansicht nach einzig wirtschaftliche Modell für den kommunalen Betreiber. Momentan ist es so, dass in so genannten SChul- und Vereinsbädern der öffentliche Zugang nur zum Frühschwimmen gewährt ist, die Betriebsaufsicht und damit Personal aber auch außerhalb öffentlicher Zeiten von der Kommune getragen wird.

Eis, Eis, Baby, Eis.

Nein, das Wasser ist nicht kalt wie Eis, was nicht schlimm wäre, sondern der Gesundheit förderlich, aber die neuen Farben erinnern an Pistazien- und Vanilleeis.

Äußerlich unverändert, schmutzweiß, Flachdach, die Option einer schönen Fassdengestaltung bei einer Sanierung ist im Bäderbetrieb Berlin offensichtlich unbekannt.

Foyer im altbekannten 1970 er Jahre Charme. Rechts die Gastronomie. Ein Blick auf das Nichtschwimmerbecken durch die Scheibe, ein Schaukasten, Zettel. Moment, nein, es gibt zwar ein paar Aushänge, aber diese von mir zugfach kritisierte Plakat- und Zettelwirtschaft in Bädern, die mich mittlerweile eher belustigt als nervt, scheint hier keine Anhänger (sic!) zu finden. Übersichtliche Informationen

Kassenkabuff links, rechts die Drehkreuze.

Alles wie immer. Und doch...

Betritt man den Gang weiß man, hier wurde saniert.

Hell, freundlich, einladend, farblich sehr geschmackvoll und modern,  keine irritierenden "Damen" und "Herren" Schilder wie in Gropiusstadt. Der Besucher versteht sofort "unisex".

Pastellfarben, gelb und grün, ich dachte sofort an Eis,  ein paar grasgrüne unter den gefühlt tausend Türen. 

Man muss schon neugierig genug sein, um festzustellen, dass hinter den kräftig grünen Türen Kabinen sind die mehr Platz bieten, zum Beispiel für Eltern mit Kind. Super gelöst!

Ein Schließmechanismus der dir nicht in den Ohren klingt, mit Spiegel, sauber, vernünftig angeordnete Haken. 

1 Million Spinde. Die gleichen Farben wie die Kabinen. Gut ausgeschildert, ohne überdimensionierte Hinweise, findet man sich zurecht und die Wege zu den Sanitärräumen.

Saubere Toiletten, saubere Duschen. Letztere über einen Sensor zu bedienen, Temperatur regelbar. So muss das.

Durch die Tür kommt man zum Schwimmbecken.

 

50 Meter himmelblaues Wasser

3 abgeleinte Bahnen

Ich war offensichtlich im Schwimmerparadies.

Ok, noch war  "eingeschränkter Schwimmbetrieb" und natürlich a la Berliner Bäder Betriebe null Info, wie diese Einschränkungen für den Vollzahler aussehen. Es bestand aber die Chance, dass in wenigen Minuten die dreitausendvierhundert Kinder, die erstaunlich leise schienen, das Bad verlassen würden, wenn die Angabe auf der Homepage des Betreibers dieses Mal stimmen würde.

Und, sie stimmte. Allein das ist ja schon ein "hurra" wert mittlerweile.

Bevor die Kinder die Bahnen räumten waren vielleicht 10 Personen auf der restlichen Fläche. Schwimmen war anstrengend, allerdings nur weil eine Dame offensichtlich glaubt, Wasser verprügeln und seitliches ausschlagen beim kraulen wird irgendwann olympische Disziplin.  Sie ist in guter Gesellschaft, diese Nutzer gibt es in jedem Bad und niemand stoppt sie.

Die anderen Besucher waren eher rücksichtsvoll, was das Ganze dann nicht komplett ins unangenehme driften liess.

Ich frage mich, warum es dem Größten Bäder Betrieb Europas unmöglich ist, mindestens eine Bahn auch für die Öffentlichkeit abzuleinen, besser noch alle Bäder mit Bahnenleinen sicherer für alle Nutzergruppen zu machen. Schilder an die Bahnen, so weiß jeder wo er/ sie hingehört und falls sich jemand verirrt, der BademeisterIn hilft bei der Sortierung.

Hach ja. Aber das ist Berlin, nicht Pusemuckel wo das durchaus klappt.

Richtig traumhaft wurde es, als die Kinder raus waren.

Vielleicht je Bahn 1 bis 3 Personen.

Auf Nachfrage sagten mir die sehr freundlichen, sehr jungen und offensichtlich motivierten Mitarbeiter, dass diese Bahnen fast immer abgeleint bleiben.

 

Die Föhne kosten 10 Cent (warum nicht gleich ein Euro, Berliner Bäder? Bei 5,50 Euro im Schnitt als Eintrittspreis finde ich das frech). Sie laufen lange genug, aber nicht länger als anderswo für 5 Cent. Spiegel, Ablagen, Haken, sehr sinnvolle Gestaltung auch hier und sauber war es.

Seit kurzem ist im Kombibad Spandau auch wieder eine Gastronomie. Wie immer mit Öffnungszeiten, die ich für nicht zuträglich halte. Was spricht dagegen, wenn vormittags die ganzen Besucher dort ihren Kaffee oder etwas zu essen zu sich nehmen würden?


Fazit: Ein Schwimmbad, Betonung auf schwimmen als Sport. Halligalli gibts nicht, braucht auch keiner hier. Bei jedem Besuch war die überwiegende Mehrheit der Besucher ernsthaft am Sport interessiert. Schwimmsport, der sich nicht definiert daran, wie schnell, sondern ob man technisch und im Sinne der Fairness sich der Länge nach nach vorne bewegt.

Saniert mit Geschmack und Funktionalität im sichtbaren Bereich. Bedauerlich ist nur, dass im Foyer die Farbgestaltung nicht übernommen wurde. Kein Geld mehr übrig?

Als Gesamtpaket Kombibad unbedingt für Schwimmer geeignet.

Im Gesamtpaket, Sommer- und Hallenbad,der Kombibäder eindeutig für Schwimmer der Sieger.

 

Beschreibung Kombibad Spandau Süd Freibad

4 Kombibäder- kennt man eins, kennt man alle?

Ausstattung

50 Meter Schwimmbecken

Lehrschwimmbecken

Sprunggrube mit 1 und 3 Meter Brett

Gastronomie

Solarium nebenan

Das lustigste Schild der Berliner Bäder Betriebe wurde leider entfernt. Nun sind überall zweisprachig korrekte Hinweise wie an der "Sprunggrube die zum "Diving pool" wird...

Ich bin von Tempelhof bis Messe Nord gefahren. Von dort ist es am schnellsten mit den Bussen X 49 oder X 34 bis zum Halt Gatower Strasse/ Heerstrasse, 5 Minuten zu Fuß und wenn du glaubst, hier ist doch gar nichts, dann bist du richtig.  Vom S Bahnhof Spandau fahren ebenfalls einige Busse. Als Orientierung dient das Hochhaus. Auch farblich...

Und sonst so?

Fußläufig etwa  10 Minuten entfernt befindet sich ein Spielplatz am Ende (oder Anfang) des Wanderwegs "Bullengraben" Der Weg lohnt sich, auch wenn man keine Kreuzfahrt plant.

Ich hatte das entdeckt auf einem hier toll beschriebenen Wanderweg von Staaken nach Spandau.