Im Rahmen der Olympiabewerbung in den Neunzigern ein letztes Mal ein Schwimmbad Bau, die SSE, dieses Mal im vereinten Berlin, der nur eins sollte, dem schwimmen dienen. Letzter Schwimmbad Untergang: Schwimmhalle Holzmarktstraße
Mitte- Ziel der meisten Touristen, die schicksten und hippsten Menschen und dazwischen ein Bad das so unauffällig im Straßenbild ist, dass man zwei Mal hinschauen muss.
So unscheinbar es äußerlich scheint, so strahlend ist das Schwimmerlebnis.
Modernste Errungenschaft im vergangenen Jahrhundert, schwimmen um des Schwimmens Willen und dabei Sonne und Licht genießen.
Aus dieser Zeit das einzige noch erhaltene 50 Meter Schwimmbecken.
(Die Finckensteinallee wurde später gebaut).
Über das Stadtbad Mitte kann man viel lesen. In alten Büchern, in Dissertationen, sogar Wikipedia erzählt uns was über diese Stätte des Sports.
Und das Bad erzählt selbst. Es erzählt uns von den Goldenen Zwanzigern- eröffnet 1930, wie das Stadtbad Schöneberg.
In der Gartenstrasse 5, dort wo früher eine der ersten Badeanstalten Berlins stand, findet man heute das unter Denkmalschutz stehende Hallenbad.
Und ahnt nicht, welche Dimensionen hinter den Mauern zu erwarten sind.
Man kommt in ein Foyer, in dem eine kleine Tafel Informationen zum Namensgeber gibt.
James Henry Simon Gründer und Finanzier vieler Einrichtungen.
Die Dame, die Besucher*innen empfängt ist ein Werk von Ernst H. Grämer "Die Badende".
Eine Treppe hoch, befindet sich links das Kassenhäuschen. Eine weitere Treppe höher geht es nach links in die Damen Umkleiden, nach rechts zu denen der Herren. Auf dieser Ebene befinden sich einige, wenige Fotos.
Ausbaufähig, die Darstellung der Geschichte des Gebäudes, des Schwimmbads.
Schön ist der Blick durch die Fenster auf der
Ebene, man schaut direkt in die Schwimmhalle und hat eine erste Idee dessen, was Architekten sich beim Bau des Bades gedacht haben könnten.
Glas, hell,Raum, weit.
Dryshower
Vor dem Drehkreuz mit dem
Kartenautomaten befinden sich einige Föhne, die aber 10 Cent kosten- im inneren Bereich kostet der Föhn 5 Cent. Der Sinn der Berliner Bäder Föhnkultur-Optik, Kosten, Zweck- erschließt sich
mir bis heute nicht.
Hier soll man die Schuhe
ausziehen, oder sich Überzieher über die Strassenschuhe ziehen. Leider waren bei all meinen Besuchen, aktuell und vor zwei Jahren, Damen des Lesens nicht fähig und rannten mit Schuhen durch
den Barfußbereich. Vielleicht helfen Bilder, Bäder?
Mein vorletzter Besuch:
Rechts oben in der Ecke ist eine Videokamera.
Ein Hinweisschild auf Videoüberwachung habe ich nirgends entdeckt.
Es gibt mehrere Gänge in denen wenige Bänke stehen, auf der anderen Seite des jeweiligen Ganges sind Spinde.
Einige, zu wenige Einzelkabinen gibt es auch. Ich jedenfalls möchte beim aus- und anziehen nicht gefilmt werden. Überall ist es sehr sauber gewesen bei meinen Besuchen.
Showerhalle
Nach rechts geht es dann zu den Duschen. Zwei Räume ohne Türen.
Vor der Sanierung der Duschen:
Ich war in Versuchung ein Echo zu provozieren. Hallo Dusche..usche...usche. Riesig.
Die Duschen funktionieren
auf Tastendruck. Alle getestet, denn die ersten liefen nur 5 gezählte Sekunden...unden..unden.
Die Temperatur ist nicht regulierbar. Kaltduschen gibt es auch.
Nach der Sanierung:
Hall of Shower- so wirkt es immer noch. Sehr hübsch, wenn auch nicht stilecht, die neuen Duschen...uschen...uschen.
Das WC befindet sich angrenzend und es ist auch dort blitzblank.
Der Durchgang auf der anderen Seite führt in die Schwimmhalle.
Die Architektur ist schön anzusehen mit den Fensterfronten und dem sehr hohen Gebäude...bäude..bäude.
An den Seiten befinden
sich Ablageflächen, auch die sind sauber. Und warm.
Halle-n-bad
50 Meter tiefergelegtes Paradies.
welches zum Teil nur 60 cm Tiefe aufweist. Das Becken liegt sehr tief, ein abgleiten vom Rand ist nicht zu empfehlen. Es führen mehrere, sehr schön breite Treppen ins Wasser.
Bahnenabtrennung ist vorhanden. Meist drei Bahnen.
Bad Flow
Ist man stark, sie ist stärker.
Die Strömung. Egal, was man tut, sie treibt einen an die Leine, wenn man nicht aufpasst unter die Leine, unter die Arme des Gastes auf der Nachbarbahn. Naja, kann ja auch ganz schön sein-
oder?
Mittlerweile ist die Strömung im Stadtbad Mitte fast schon ein Markenzeichen. Ist man dran gewöhnt, geht es ganz gut. Dennoch.
Das müsste dringend reguliert werden. Selbst geübte Schwimmer treiben so aus der Bahn. Für Geschwächte ist die Unfallgefahr hoch.
Fazit
Ein Erlebnis ohne ein Erlebnisbad sein zu müssen.
Sehr sauber, leider
zu wenig Kabinen zum diskreten Umkleiden. Sollte die Videokamera in Betrieb sein, muss ein deutlicher Hinweis sichtbar angebracht werden.
Ausstattung
Anfahrt
Das Stadtbad Mitte erreicht man mit dem Bus 142. Von der U 6, Station Oranienburger Tor, läuft man nur etwa 5, 6 Minuten.
Oder man steigt am Nordbahnhof aus, etwa 5-8 Minuten Fußweg.
Eine Anfahrt mit dem Auto ist nicht zu empfehlen, Parkplatzmangel in Mitte.
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Die Wannen- und Duschbäder existieren nicht mehr.
(Bildquelle: ZLB)
Bedeutung von Badeanstalten- ob mit oder ohne Schwimmbecken
"Bäder und Badewesen- in Vergangenheit und Gegenwart" von Julian Marcuse, 1903. Marcuse kam, nach der Deportation, im Ghetto Theresienstadt um.