Sitzung des Sportausschuss im Abgeordnetenhaus zum Thema Berliner Bäder Betriebe

Geplante Themenschwerpunkte: Vorbereitung Sommersaison und der Antrag Personalentwicklungskonzept klick

 

Vorstellung des Bäderchefs, Herr Andreas Scholz-Fleischmann

 

Ich habe heute live aus der Sitzung getwittert. 

 

 

Herr Scholz-Fleischmann ist seit 14 Tagen Chef der Berliner Bäder Betriebe und er sollte Zeit bekommen, sich einzuarbeiten. Vor allem aber sollte man ihm einen Vertrauensvorschuss gewähren.

 

 

Ich wiederhole damit den Appell von Anja Schillhaneck, Vizepräsidentin des Abgeordnetenhauses, Mitglied im Sportausschuss,Bündnis90/ die Grünen, hier mit meinen eigenen Worten.

 

Etwas sehr ähnliches hatte ich im März zu seiner Berufung in den Vorstand geschrieben lesen 

Jaja, es wird jetzt wieder so mancher

denken, dass ich naiv bin. Es werden bestimmt auch wieder Mails eintrudeln mit entsprechenden Inhalten. Und nein, ich kenne Herrn Scholz-Fleischmann nicht persönlich. Im Gegenteil. Als er in den Vorstand berufen wurde, kam von einigen die Idee, ich solle doch versuchen, mit ihm einen Termin zu machen. Das hatte ich zunächst abgelehnt. Mich hat es dann doch motiviert, dass immer mehr diese Idee hatten und ich hatte Herrn Scholz-Fleischmann um ein Gespräch gebeten.

 

Weder habe ich Antwort erhalten noch überhaupt eine Eingangsbestätigung meiner Anfrage. Nachtrag 15.05.2016: Herr Scholz-Fleischmann hat sich zurückgemeldet und in zwei Wochen habe ich einen Termin mit ihm.

 

Ich habe trotzdem den Eindruck, dass dieser neue Bäderchef einiges bewirken kann.

Obwohl er erst zwei Wochen im Amt ist, sich noch gar nicht eingearbeitet haben kann und sicher auch schon die ersten Steine in den Weg gelegt bekommt, hat er versucht auf die Fragen der Abgeordneten zu antworten.

 

Das und die Tatsache, dass er das Kommunikationsproblem schon vor den entsprechenden Fragen dazu angesprochen hat, bestärken meinen Eindruck.

 

Im Ausschuss hat mich nur eins sehr geärgert. Der zuständige Senator ließ den Eindruck entstehen bei mir, als seien die geplanten Neubauten (früheste Eröffnung in 6 Jahren, das nur am Rande. Ich werde gesondert dazu etwas schreiben. Mir liegen Informationen vor, die ich noch auswerten möchte) das Allheilmittel der Probleme.

 

Damit bin ich beim dringlichsten Thema der Berliner Bäder Betriebe. Der sogenannte operative Bereich, unsere 'Bademeister'.

 

Zu dem Antrag Personalentwicklungskonzept der Fraktion Die Linke gab es leider eine Vertagung.

Das heißt nichts anderes, als dass die Schließungen erstmal weiter gehen und Schwimmer auf dem Trocknen sitzen. Die Tempelhofer, Steglitzer, Reinickendorfer, Zehlendorfer müssen schon jetzt weite Wege in Kauf nehmen. Vom fehlenden Freibad in Marzahn und in Zehlendorf fang ich jetzt gar nicht erst wieder an. Selbst Kunden, die im Warmbad Stadtbad Lankwitz Kurse buchen wollen, gebucht haben, sind betroffen. Sie werden auf das Kombibad Mariendorf / Halle verwiesen. Dort hat das Wasser 25 Grad.  

 

Die Schwimmer müssen also raus, die Kursteilnehmer sollen rein. Die meisten werden sich erschrecken und ob sie angesichts der Wassertemperatur wieder kommen, halte ich für fraglich. Dann sind aber bereits wieder ein paar Stammgäste verloren...Schwimmer.

 

 

 

 

 

 

Der Antrag war in der Tagesordung an den Schluss gelegt. Ehrlich gesagt, kann ich nachvollziehen, dass vertagt wurde, auch wenn ich das Problem für das dringlichste halte. Meine Konzentration ließ auch nach und die Ausschussmitglieder haben auch noch andere Termine.

 

Ich weiß als Laie nicht, wie Tagesordnungspunkte gesetzt werden. Für mich hätte dieser an die erste Stelle gehört.


Wie auch Frau Schillhaneck bedankte sie sich zunächst bei Herrn Scholz-Fleischmann und erwähnte, dass Frau Sierings Abwesenheit sicher gut überlegt sei. Bei aller Ernsthaftigkeit der Diskussion um den Zustand in und um die Berliner Bäder Betriebe, mussten alle lachen.  Hintergrund ist die Ignoranz der Fragen im Sportausschuss im Januar. Hier nachlesen

 

Die Vorsitzende des Sportausschusses hatte sich zwar bedankt für die Bereitschaft Herrn Scholz-Fleischmanns im Ausschuss Rede und Antwort zu stehen, aber ich finde es ein Zeichen von gutem Benehmen, wenn, wie in diesem Fall, Ausschussmitglieder einen gewissen Stil an den Tag legen.

 

Unzuverlässige   Bäder

 

Dennis Buchner (SPD) sprach gleich zu Beginn das Thema "intelligente Schließungen" an.

Sämtliche Ausschussmitglieder betonten, dass nicht die Absicht bestünde, Bäder zu schließen. Ich sage: es sei denn, die Bausubstanz führt zu einem Notfall und ein Bad muss schließen. Ach, nein, das habe nicht ich erfunden, so steht es im Bäderkonzept.

 

Zu den Betriebsstunden Ausfällen hatte Frau Dr. Hiller (Partei Die Linke) einige Fragen gestellt und mit meiner ausdrücklichen Unterstützung Zahlenbeispiele aus meinen Tabellen genannt.

Dazu konnte Herr Scholz-Fleischmann wahrscheinlich noch nichts konkretes sagen. Allerdings war deutlich, dass er das Problem der Unzuverlässigkeit der Öffnungen erkannt hat. Er sagte in etwa “ Wenn Bäder geöffnet haben sollen laut Plan, dann müssen sie auch öffnen“

Ich schätze es so ein, dass Planöffnungen gekürzt werden müssen.

Bitter. Allerdings, wie ich schrieb, muss man der Realität ins Auge sehen. Das heißt, alle Bäder können bei jetzigem Personalstand nur rund 60 Stunden zuverlässig öffnen. Hier Einzelheiten zu meinen Ideen klick

 

 

Ich hoffe, Herr Scholz-Fleischmann schafft eine sogenannte Corporate Identity. Die Vielfalt in Berlin ist schön. Man kann sie aber nicht auf ein kommunales Bäderunternehmen, dass mit dem Rücken zur Wand steht in jeder Hinsicht, übertragen. Als Tempelhoferin will ich, wenn ich in Treptow oder Marzahn bin schwimmen gehen ohne vorher die Öffnungszeiten zu recherchieren. Das heißt, jeder Schwimmer weiß von dann bis dann kann man in Berlin schwimmen. 

 

Das würde harte Einschnitte geben müssen. Wenn Kunden aber wissen, sie stehen dann nicht vor verschlossenen Türen, kann wohl jeder mit Einschränkungen- auf Zeit- leben. 

 

 

Betriebsbedingt

Von Andreas Baum (Die Piraten) wurde die verwirrende, teilweise gar nicht vorhandene Kommunikation der Berliner Bäder Betriebe angesprochen.

 

Paradebeispiel der Kommunikation Homepage 2015

 

Sowohl er als auch Dennis Buchner (SPD) stellten heraus, dass erwartet wird,zu kommunizieren, warum Schwimmhallen schließen.

Sie schließen, weil das Personal raus muss, um Sommerbäder vorzubereiten.

 

Sie müssten natürlich nicht schließen bei kühlen  Aussentemperaturen morgens, wenn genügend Personal vorhanden wäre.

 

Sozialräume und Nutzergruppen

 

Anja Schillhaneck sprach, neben überhaupt geöffneten Bädern, den für mich wichtigsten Punkt überhaupt an.

 

 

Nicht auf Sozialräume zu schauen schafft Ungerechtigkeiten. Es geht nicht, dass man auf Bezirksgrenzen schaut, sondern auf Entfernungen und Nutzergruppen.

 

Mein Reden. Steglitz mit dem Warmbad Stadtbad Lankwitz und der oben beschriebenen hahnebüchnen Verweisung der Kursteilnehmer auf das Kombibad Mariendorf mit 25 Grad, 50 Meter Becken nur weil es der Nachbarbezirk ist als Beispiel.

 

Ich schrieb ja mehrfach, dass es auch für mich ein Einschnitt war und ist, Nutzergruppen orientierte Bäder einzurichten. Ich habe aber anhand der Lage 2014 eingesehen, dass diese Idee eine Verbesserung für alle bringen könnte.

 

Leider sieht es derzeit so aus, dass man Nutzergruppen, wahrscheinlich ungewollt, gegeneinander ausspielt. Obwohl, ist es ungewollt, dass Frau Siering nach dem Ausscheiden von Ole Bested Hensing auf Teufel komm raus mehr undmehr Kurse installiert, für die es weder eine adäquate, vorher erarbeitetes Konzept zu geben scheint? Keine Trainer, falsche Kurszeiten, blödsinnige Bezeichnungen von Kursen. Ich höre so gut wie jeden Tag Fragen an der Kasse zu den Unterschieden und in welchen Kurs man sich einbuchen soll. Nur am Rande: es gibt nur eine begrenzte Anzahl Übungen bei Aqua Fitness. Ich selbst habe das mal als Trainerin gemacht zu einer Zeit als es alle albern fanden. Ich sage: drei Stufen, Anfänger, Fortgeschrittene und Fitness. Mehr geht gar nicht. Musikuntermalung in unterschiedlichen Stilen und Lautstärken ändern die Anzahl von Aqua Fitness Übungen nicht.

Ein anderes Ausschussmitglied, leider konnte ich nicht drei Dinge geleichzeitig: twittern was grad läuft, mitschreiben und den Namen hören, beschrieb noch ein Detail in der Bäderlandschaft. Ich muss sagen, das nützt so leider nichts. Es ist Berlin weit schlicht unfair, wie Bäder öffnen und Nutzergruppen Probleme haben, ein Bad zu finden. Momentanmuß man das große Ganze betrachten und erst dann kann man wieder sich um die Details kümmern.

 

Das große Ganze meint: Mit der derzeitigen Realität umgehen. Und die trifft alle und schadet allen, wenn sie so bleibt.

 

Sicherheit

 

 

Dennis Buchner (SPD) sprach das Thema Sicherheit an. Insbesondere für die kommende Freibad Saison. Er wies auf die besondere Situation hin, dass viel zu uns Geflüchtete nicht oder nur wenig schwimmen können. Hierfür braucht es mehr Sicherheitspersonal und Rettungskräfte.

 

 

Allerdings muss trotzdem genug Personal vor Ort sein. Ich schwimme schon so lang ich denken kann. In diesem Jahr habe ich das erste Mal regelrecht Angst vor dem, was auf uns zukommt, wenn es nur das Sicherheitspersonal gibt, wie zum Beispiel letztes Jahr. Darunter waren viele nette Leute, aber auch solche, die einfach aufgrund persönlicher physischer Situation ganz sicher kaum etwas hätten verhindern können.


Nutzung der Wasserfläche durch Schulen und Vereine

 

Dieser Punkt wurde von einem Sportausschussmitglied angesprochen, der der CDU Fraktion angehört. Ich meine, es war Tim Zeelen. Es tut mir leid, dass ich den Namen nicht verstanden habe, der Herr neben mir war zu laut im Gespräch mit einer Dame.

 

 

Ich konnte leider nicht alles hören aus dem genannten Grund und muss das im Protokoll noch nachlesen. Herr Scholz-Fleischmann antworte auf diese Frage in etwa mit „wir sind in gutem Kontakt mit den Vereinen. Weil der Herr neben mir, nun wieder allein, seinen Unmut bekundete- also ein Vereinsvertreter- war ich unaufmerksam.

Der neue Bäderchef hat alle Fragen aufgegriffen und versucht zu antworten. Ruhig, besonnen und vor allem hat er nicht beschönigt. Ja, zu den Ausfällen hat er geatwortet, dass 96% der Bäder Betriebsstunden eingehalten würden. Die Zahlen hat er von irgenjemandem im Unternehmen bekommen. Inneralb der 14 Tage, die er nun seine Arbeit macht, kann er nicht verifizieren, ob das stimmt. Er bekommt die Zahlen und muss sie zunächst glauben. Bleibt er bei dieser Aussage auch noch in 6 Monaten, weiß ich, es wird sich nichts ändern.

 

Ich will aber glauben, dass sich etwas ändert. Herr Scholz-Fleischmann wird viel zu tun bekommen. Ob nun in der Verwaltung die entsprechenden Steine aus dem Weg räumen oder den 'Bademeistern' wieder Mut machen an ihren Job zu glauben. Ob nun Wertschätzung schaffende Maßnahmen oder ein Finanzorientiertes Marketing. 

 

Ich finde, er sollte von allen unterstützt werden. Klar, es gibt in jedem Unternehmen immer  Mitarbeiter, die nicht miteinander können. Ich meine hier explizit den operativen Bereich.  Das ist entstanden aus Mißtrauen, mangelnder Wertschätzung und Kommunikation zwischen Verwaltung und den Mitarbeitern in den Bädern. Herr Scholz-Fleischmann sprach von sich aus das Leitbild an. Ich versuche, zu zitieren: "Ein Leitbild, das am grünen Tisch erarbeitet wird von wenigen (oder sagte er einzelnen?) nützt nichts. Es muss von allen getragen werden" Mein Reden klick

 

Klar, es gibt zur Zeit in Berlin diese irrwitzige Konkurrenz der Nutzergruppen.

 

Als sportliche Schwimmerin habe ich natürlich selbst auch eigene Interessen, wie Nutzung vonstatten gehen soll. Nützt doch aber nichts. Allen Nutzergruppen gerecht werden mit einem noch mal zu überarbeitenden Bäderkonzept.

Ich appelliere also einfach mal an alle, die das lesen:

 

Geduld und denken, erstmal geht es nur um eins: die Berliner Bäder Landschaft wieder nach vorn bringen. Ich denke, Herr Scholz-Fleischmann hat unser Vertrauen verdient.

 

Ich werde auf einige Punkte noch näher eingehen in weiteren Beiträgen. Das ist erstmal nur der Überblick.

 

Ich bedanke mich bei den engagierten Mitgliedern im Sportausschuss. Besonders bei Anja Schillhaneck und Dr. Gabriele Hiller. 

 

Hier geht es zum Medien Überblick zum neuen Bäderchef. Darunter ein link zum RBB live Intrview mit Herrn Scholz-Fleischmann klick

 

Nachtrag 19.05.2016 Zum Wortprotokoll klick werde ich noch einen weiteren Beitrag schreiben