Gespräch mit dem Bäderchef

Ich habe heute mit Herrn Scholz-Fleischmann ein sehr informatives und vor allem offenes Gespräch geführt.

 

Ich wollte kein Gespräch im Verwaltungsgebäude. Ich habe den Vorstandsvorsitzenden der Berliner Bäder Betriebe deshalb heute in einem Lokal getroffen. 

 

Es gibt viel zu tun – er packt es an

Es ist unmöglich, in einem kommunalen Unternehmen Veränderungen, und zwar zum Besseren für alle Kunde und Mitarbeiter, von jetzt auf gleich vorzunehmen.

Ein schwerfälliger Prozess bei Vergabe von Aufträgen, ein Leitbild, dass offensichtlich zuerst aufgesetzt und dann mit Mitarbeitern diskutiert wird ohne dass diese gehört werden, Veränderungen, die bei Kunden falsch ankommen weil das Positive ungesagt bleibt.

 

Viel Neues, manches sofort. Einiges bereits in der Umsetzung, einiges für 2017 geplant.

Themen

Kommunikation

-Infos für Kunden

-Events

-Social Media

-Aktualität

-Beteiligung Kunden an Konzepten

Evaluation Bäderkonzept

Öffnungszeiten

-Frühschwimmen & Spätschwimmen

-Flexibilität

 

Tarife

-Tageskarten Hallenbäder

 

-Preise

Herr Scholz-Fleischmann korrigiert und sagt, dass die Umsetzung

 

ab sofort gilt

 

Die Wasserzeit bleibt bei 1,5 Stunden. Das heißt, die Öffentlichkeit kann bis um 8 Uhr im Wasser bleiben. Man muss dann eben damit rechnen, dass es laut werden kann, wenn die Schüler in ein Bad kommen und man noch unter der Dusche ist.“

 

Ärgerlich bleibt natürlich für einige, dass ihnen die 30 Minuten früher fehlen.

Das Thema Frühschwimmen hat viele bewegt. Mehr als von den Berliner Bäder Betrieben wahrgenommen wurde.

Ich bin keine Frühschwimmerin, aber weil ich viele Zuschriften bekam, habe ich das Thema angesprochen.

 

Herr Scholz-Fleischmann  im Tagesspiegel:

„Wasserzeiten werden nicht gekürzt"

 

 

Ich sagte „Die kommunizierte, spätere Öffnung soll die gleichen Wasserzeiten haben.

Bisher war es so, dass Kassenschluss eine Stunde und Wasserschluss 30 Minuten vor Betriebsschluss (in diesem Beispiel heißt das Betriebsschluss für die Öffentlichkeit) ist.

Damit habe auch ich argumentiert, dass die Aussage der Berliner Bäder Betriebe „die Wasserzeit wird bleibt die gleiche“ falsch ist.

Bäder, die nun erst um 6.30 Uhr öffnen statt um 6 Uhr, haben effektiv 30 Minuten weniger Wasserzeit wenn es bei den genannten Schlusszeiten bleibt.“

 

 

 

 

 

 


Natürlich war ich damit beim Hauptthema. Die Kommunikation.

Diese Information zum Frühschwimmen blieb bisher ungesagt. Ohne Information dazu auf der Homepage, auf Facebook und auf Twitter sowieso.

Ich nannte als ein weiteres Beispiel „Deutschland schwimmt“ und die dazu stattgefundene Kommunikation. Ich habe ihm diesen Dialog wiedergegeben.

Ich erwähnte den Ideen Wettbewerb, der in vielen Bädern erst spät und dann irgendwo auf Kniehöhe mit einem Plakat dargestellt wurde.

Außerdem habe ich ihn gefragt, warum die Berliner Bäder Betriebe Jubiläen einfach vorbeiziehen lassen, statt mit dem was da ist zu werben. Die Bäder Landschaft in Berlin ist einzigartig. Wir gingen ein bisschen ins Detail, wie schön die Anlagen sind, die auch er sich nach und nach angesehen hat. Ich kann sagen, er war bereits in vielen Bädern und seine Begeisterung war spürbar. Das hat mich sehr gefreut, insbesondere dass er auch die Idee aufgenommen hat, bessere Fotos und Beschreibungen der Bäder auf der Homepage einzustellen. Herr Scholz-Fleischmann findet die Homepage Verbesserungsbedürftig.

 

 

Herr Scholz-Fleischmann:

 

Wir werden unser gesamtes Marketing verändern.

Wir werden versuchen, eine Agentur zu finden, die, ähnlich der BSR oder der BVG, ein ansprechenderes und vor allem reales Bild unserer Bäder vermittelt. Unsere Bäder sind unser Kapital.

Das wird leider erst 2017 umgesetzt werden können. Ein kommunaler Betrieb muss sich an Regeln halten, Ausschreibungen und so weiter.

Wir wollen im Social Media Bereich endlich wirklich aktiv und informativ sein. Facebook, Twitter und natürlich unsere Homepage, die muss aktueller und attraktiver werden.

Ich werde außerdem einen weiteren Bädermanager einstellen. Dieser soll sich vor allem um die Betreuung solcher Events kümmern. Das muss besser betreut und der Öffentlichkeit angeboten werden. Es sollen Feste gefeiert werden, die dann auch vernünftig beworben werden, so dass unsere Bäder so wahrgenommen werden können in ihrer Schönheit.“

 

 


Bingo. Natürlich konnte ich mir nicht verkneifen, ihn zu fragen, ob er meinen Beitrag dazu kennt. Er verneinte (also werde ich ihm den schicken). Ich sagte ihm, dass ich exakt das geschrieben hatte.

Mit dem Pfund wuchern, das Berlin hat. Wenn all diese Bereiche dann im „Marketing“ sind, heißt das, es wird auch mehr Informationen für uns Kunden geben und nicht nur bescheuerte Facebook like Plakate und keine Aussagen mehr wie "Wir werden deine Beschwerde weiterleiten". Das heißt auch, das weder aktuelle noch immer funktionierende E Mail Info System kommt weg. Ich hielt das Anfangs für eine gute Idee. Mittlerweile ist das Sinnentleert wenn Infos gar nicht oder zu spät kommen.

 

 

Die Einstellung eines weiteren Bädermanagers habe ich natürlich skeptisch aufgenommen. Noch mehr Verwaltung. Allerdings, nachdem ich das Gesagte insgesamt nochmal überdacht habe, glaube ich, das ist richtig. Wenn sich eine Person wirklich kümmert, so dass nicht wie bei „Deutschland schwimmt“ man sich Infos zusammensuchen muss und überflüssig freche Antworten erhält die noch nicht mal alle Infos enthielten oder Bäder rechtzeitig mit Material wie für den Ideen Wettbewerb mit Gewinnspiel ausgestattet werden, dann macht das Sinn.

Immer noch werden Bäder frühzeitig geschlossen oder haben „technische Probleme“

Auch dazu habe ich ihn befragt.

 

Herr Scholz-Fleischmann:

Mittlerweile sind unsere Ausfälle fast zu 50% der überalterten Technik geschuldet und zu 50% dem Personalmangel. Selbst wenn wir jetzt eine Million kriegen würden für neues Personal, wir finden einfach kaum Fachkräfte. Wir sind im Gespräch mit den Berliner Wasserbetrieben. Wir bilden keine Techniker mehr aus und wir stellen uns eine Kooperation vor. Unsere Maschinisten erreichen das Rentenalter und neue haben wir nicht. Das heißt, die Berliner Wasserbetriebe bilden mehr aus als übernommen werden können und wir werden Techniker dann übernehmen. Das ist unsere Idee.

Um das Problem des Fachkräftemangels zu lösen, bieten wir zum Beispiel Saisonkräften Arbeitsverträge an. Außerdem sind wir in Gesprächen mit den verschiedenen Beteiligten (Anmerkung: gemeint sind Gewerkschaft, Personalrat usw.) um ein Modell zu entwickeln, dass diese Rettungsschwimmer ausgebildet werden, um als Fachkräfte eingesetzt werden zu können. Eine Art verkürzte, geförderte Ausbildung. Wir müssen kreativ sein, um den operativen Bereich besser und qualifiziert ausstatten zu können “

 

 

Realitätssinn hat er, der Chef der Berliner Bäder Betriebe. Mit dem was da ist umgehen, Modelle entwickeln und daraus etwas Zukunftsweisendes zu gestalten.

 

 

 

 

Natürlich habe ich den Bäderchef gefragt, wie er das Problem der überalterten Technik lösen will.

Er nannte das Beispiel des sanierten Kombibad Spandau Süd, dessen Aussenbecken nicht mehr geheizt wird wie vor der Sanierung. Das Wasser hat dennoch in warmen Sommern eine Temperatur von gut 24 Grad. Auch das Beispiel der Sport& Lehrschwimmhalle Schöneberg nannte er (dazu in einem anderen Beitrag später).

 

Herr Scholz-Fleischmann sagte auf meine Frage nach den hochgeheizten sogenannten Sternebädern, dass mit dem Aufsichtsrat (Senat Sport als Aufsichtsratsvorsitz) geklärt ist, das Bäderkonzept – das aus Sicht vieler nur ein Konzeptchen ist – evaluiert werden wird. Das wird Zeit in Anspruch nehmen, aber die Einteilungen werden, genauso wie die einzelnen Nutzergruppen, noch einmal neu definiert werden.

Zur Erklärung: im Herbst 2014 wurden aus den sogenannten Freizeitbädern mit Normaltemperatur 30–32 Grad Bäder, teurer und bisher sind alle sechs warmen Bäder im Westen der Stadt und fünf davon sogar im Südwesten der Stadt.

Im Bäderkonzept gibt es Öffentlichkeitsbäder- ohne Schulen& Vereine, Mischbäder mit 50% öffentlicher Nutzung und 50% Schul-& Vereinsnutzung und Schul-Kurs- und Vereinsbäder.

 

Mittlerweile ist in fast allen Öffentlichkeitsbädern Parallelbetrieb durch Schulen und Vereine, in Mischbädern teilweise schwimmen nur unter erschwerten Bedingungen möglich und viele der Mischbäder haben mehr als 50% nicht öffentliche Nutzung.


Da wird also eine Veränderung erfolgen. Sicher nicht übermorgen, aber, mal ehrlich, es kann nur besser werden, oder?

 

Ich habe selbstverständlich thematisiert, dass Schwimmer sich ausgebootet sehen momentan. Ob es möglich ist, die Bahnenzahl mit genauen Zeitangaben für alle Schwimmbädern zu veröffentlichen, um Schwimmern, die schließlich das treueste Kundenklientel sind, ihren Sport wieder Stressfreier möglich zu machen. Ich habe Herrn Scholz-Fleischmann gefragt, ob eine Beschilderung mit Sortierung erfolgen kann ohne dass unsere Bademeister Gefahr laufen, bei entsprechender Aufsicht und den natürlich daraus folgenden Beschwerden der Querpaddler & Rückenruderer, ohne Rückhalt der Kundenbetreuung da zu stehen.

Momentan läuft es ja so, bittet ein Bademeister Querpaddler oder Plauderer doch in den nicht abgetrennten Bereich zu gehen, beschweren die sich, werden sehr dreist und kriegen noch Recht. Das muss aufhören. Unsere Bademeister müssen auch die Hausordnungen, wie duschen vor dem schwimmen, umsetzen können ohne kreischende Kunden, die beleidigend werden und bei Beschwerden teilweise auch noch Kulanzkarten erhalten für ihre Unverschämtheiten und diese beim nächsten Besuch dem Bademeister triumphierend unter die Nase zu halten. Ich habe das vielfach mit bekommen.

Herr Scholz-Fleischmann schilderte mir eine Begebenheit mit einer äußerst frechen Kundin (wie ich find), die sich über die Wassertemperatur beschwert hatte. Zu kalt. Der Badleiter des Schwimmbads hat dann mit Herrn Scholz-Fleischmann, im Beisein der Kundin, die Temperatur gemessen. Über 24 Grad. Im Freibad. Bei Sommerwetter. Die Kundin war einfach Fakten resistent (das war meine Aussage zu dieser Schilderung, der Bäderchef hat es viel diplomatischer formuliert).

Er weiß also, was ich meine.

 

Zu den Bahnen und Beschilderungen sagte er, dass das zu machen ist. In diesem Zusammenhang sprach er die Nutzergruppen an und sagte, dass auch hier Verbesserungen in absehbarer Zeit erfolgen sollen.

 

Die Tageskarte für Hallenbäder, so sagte er außerdem, müsse modifiziert werden. Das heißt keine Preiserhöhung, aber Zeitkarten zu einem günstigeren Tarif.

 

Sehr vernünftig, wie ich finde.

 

Wer hält sich denn Stundenlang in den Whirlpools auf außer denen, die ihn Stundenlang besetzen, reinpieseln und spucken bis diese gesperrt werden müssen, weil das Wasser kippt? Jedenfalls nicht der Hallenbad Durchschnittsnutzer. Wer das will, muss eben mehr zahlen als jemand, der in eine Schwimmhalle geht, um zu tun, wofür sie gebaut wurde. Schwimmen. Und danach ein paar Minuten zum chillen in den Whirlpool.

Herr Scholz-Fleischmann fragte mich, ob ich zu einem Gespräch bereit sei, mit dem Qualitätsmanagement. Eventuell über eine mögliche Form der Zusammenarbeit oder die Optionen zu Verbesserungen zu sprechen. Herr Scholz-Fleischmann sucht also nach Ideen, Kunden einzubinden in die Fragen der Nutzung und vor allem Umsetzung der Konzepte.

 

 

Selbstverständlich.

Um mein sportliches schwimmen Stressfrei zu bekommen, bin ich bereit mich auf (fast) jedes Gespräch einzulassen und an Verbesserungen mit zu arbeiten.

 

Unabhängig!


Wie oft genug geschrieben, sind wir Sportschwimmer zwar das treueste Klientel neben denen, die sich im Schwimmbad treffen um soziale Kontakte zu pflegen, aber wer nur bis zur eigenen Nutzertür schaut, steht bald vor verschlossenen Türen. Ich bin der Meinung, dass alle Nutzergruppen Zeiten und Wasserfläche haben müssen, aber eben nicht zum Preis von Unsicherheit und gegenseitigem gegeneinander ausspielen und nicht kostenlos.

 

Wir sprachen in diesem Zusammenhang auch über das Gewinnspiel. Wenig Zuschriften. Gut für mich, ich will ja den Gewinn....

Spass beiseite, ich sagte ihm, dass mich das nicht wundert. Wenn man erst ab 12.09. und teilweise sogar erst ab 19.09. eine solche Ideensuche, die bis zum 22.09. lief, in den Bädern bewirbt, wer soll davon wissen?

 

 

Ideen habe ich ungefähr Tausendsiebenhundertdreiundzwanzig....

Eine davon betrifft das Spätschwimmen und die merkwürdige Kommunikation der Betriebsstunden.

Ich fragte ihn, ob es nicht möglich sei, Bäder zum Beispiel für eine oder zwei Stunden zu schließen. In der Zeit, in der die wenigsten Besucher kommen, vielleicht zwischen 12- 14 Uhr.

Wenn es eine Tarif Vereinfachung gibt, mit günstigeren Zwei Stunden Tickets, braucht man die (für mich fragwürdige) Entzerrung zwischen 10-15 Uhr mit verbilligten Tarif nicht mehr.

Und zwar wirklich die wenigsten Besucher. Ich sagte ihm, dass die Zahlen der letzten zwei Jahre dabei unmaßgeblich sind. Es gab zu viele Schließungen, Einschränkungen und Kürzungen. Unzuverlässigkeiten, die Besucher vergrault haben.

Man muss echte Zahlen anschauen und das heißt, Berücksichtigung der unzuverlässigen Öffnungen, der tatsächlichen Betriebsstunden in Relation zu Besuchern und wie es noch vor vier Jahren und davor war. Das hin und her der Öffnungen verunsichert sogar Leute wie mich, die den Öffnungen quasi hinter reisen quer durch die Stadt. Da bin ich ja nicht die einzige.

Herr Scholz-Fleischmann steht dieser Idee offen gegenüber. Das hieße nämlich, die Mitarbeiter könnten eine wirkliche Pause machen und, für Berufstätige Kunden würde das spätere Öffnungen, damit auch schwimmen nach 21 Uhr wieder möglich machen ohne Gehetze und Stress.

Der Bäderchef sucht also nach Ideen, Kunden einzubinden und damit seid ihr alle gemeint.

 

Es braucht Leute, die sich beteiligen.

Ihr könnt mir die Ideen per E Mail schicken an info@schwimm-blog-berlin.de oder per Whats App unter 01573 6220058, auf Twitter unter @SchwimmBlog oder auch hier in der Kommentarfunktion. Ich leite die dann ungefiltert weiter. Oder ihr schreibt direkt an die Berliner Bäder Betriebe.

 

 


Ich bedanke mich bei Herrn Scholz-Fleischmann für die Bereitschaft  und für das äußerst informative Gespräch. Mir zeigt das, meine Hoffnung auf Verbesserung, als er in den Vorstand berufen wurde, und der erste persönliche Eindruck bei dem Gespräch im Juni berechtigt sind.

 

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