Suchen um zu finden oder um der Suche willen?
Das habe ich mich bei zahlreichen Tests der Suchfunktionen auf der Homepage des, nach eigenen Angaben, größten Bäder Betrieb Europas, gefragt.
"Jetzt open" Button, Suchfunktionen nach Parametern wie Bezirk, Wochentag, Ausstattung des Bades
Keine der Funktionen zeigt dauerhaft korrekt an, was man angekreuzt hat. Versierte Stammkunden wissen das und rufen lieber gleich an, was aber ist mit den Kunden, die man ja gewinnen will?
Ein paar Beispiele
Filter "Hallenbad" "Bezirk Tempelhof Schöneberg"
(Test morgens um 6.45 Uhr)
Kreuzt man diese drei Filter an, werden 2 Bäder angezeigt.
Das Kombibad Mariendorf und das Stadtbad Schöneberg Die beiden Schul- und Vereinsbäder bieten ebenfalls Frühschwimmen.
Sind das keine Hallenbäder?
Nur wenn man Schul- und Vereinsbäder extra ankreuzt, findet man diese Bäder.
Das Argument der unterschiedlichen Kategorien braucht keiner bringen. Die Warmbäder zählen ja doppelt in der Suche. Einmal unter Hallenbäder und unter "Sternebäder". Man findet sie immer. Weil sie, bis bis auf eines, sie Zuschläge kosten oder weil weil sie auf der jährlichen Zahlenveranstaltung die beliebtesten werden sollen?
System?
Die Aussage der Berliner Bäder Betriebe gegenüber den Medien lautete, die Frühschwimmer sind eine kleine Gruppe. Der Vorstandsvorsitzende sagte sogar "einstelliger Bereich" im Bezug auf Frühschwimmer.
Bei den nicht angegebenen Bädern im Bezirk handelt es sich um das Stadtbad Tempelhof und die Sport- und Lehrschwimmhalle Schöneberg.
Ersteres steht mitten im Erschließungsgebiet Wohnungsneubau. Gute Sache das, für die absoluten Zahlen, die von den Berliner Bäder Betrieben gern als Maßstab für
Kürzungen genommen werden, wenn das Bad nicht aufgelistet wird.
Für das Stadtbad Tempelhof kommen dann noch weniger Frühschwimmer weil ungeübte das Bad nicht gleich finden. Ein Schelm, wer so denkt...
Filter "50 Meter"
(Test Mittwoch 19 Uhr)
Gibt man nur diesen Filter ein, erscheint es so, als gäbe es zwölf 50 Meter Bäder, die ich mit der Eintrittskarte der Berliner Bäder nutzen kann. Erst auf der
Unterseite des FEZ Schwimmbad erfahre ich, das Bad gehört nicht zum Tarifsystem und ist seit Monaten geschlossen
Filter "26- 27 Grad"
(Test Donnerstag 15.30 Uhr)
Angezeigt wird, dass 42 Bäder diese Vorgaben erfüllen.
2 davon sind Strandbäder, die nur Restaurantbetrieb haben. Ich bezweifle, dass die Bäder im Sommer 26-27 Grad Wassertemperatur hatten.Sie befinden sich beide auch nicht im Tarifsystem der Berliner Bäder Betriebe. 7 weitere Strandbäder, die seit Monaten geschlossen sind und auch verpachtet, damit außerhalb der Tarife sind. Gezählt werden geschlossene Freibäder, die, wie z.B. das Sommerbad Mariendorf nur 20-24 Grad Wassertemperatur aufweisen (konnten). Ich frage mich, ob das Strandbad Wannsee 26-27 Grad hatte. Gezählt wird auch das FEZ, das seit Monaten zur Sanierung geschlossen ist. Besonders unverschämt ist die Tatsache, dass 2 Schul und Vereinsbäder, die der Öffentlichkeit nie zugängig sind, ebenfalls mitgezählt werden.
Von den Bädern, auf die dieser Filter zutrifft, sind 8 zum Zeitpunkt der Suche von mir als Nutzerin öffentlicher Wasserfläche gar nicht nutzbar. Wirklich nutzbar wären 3 Bäder.
Ein letztes Beispiel
Schul- und Vereinsbäder
(Montag, 8 Uhr)
angekreuzt, werden mir 9 Bäder angezeigt. Toll. Aber kreuze ich zusätzlich Lichtenberg an, wird mir zwar immer noch ein Bad angegeben, dass ich aber nicht nutzen kann. Feststellen kann ich das erst auf der Unterseite des Bades.
Es sind 7 Schul- und Vereinsbäder, die für die Öffentlichkeit Schwimmzeiten anbieten. Um 8 Uhr kann ich gar keines dabon mehr nutzen.
War es vorher besser?
Filter "17 Uhr" "Sonntag" "jetzt open"
war mal eine Funktion bei der Suche
Diese drei Filter ankreuzen, hieß mir wurden 9 Bäder suggeriert.
In einem Bad ist eine der Schwimmhallen nur mit Termin für Meerjungfrau Kurse nutzbar. 3 Strandbäder, die weder mit einer Eintrittskarte der Berliner Bäder Betriebe nutzbar wären, aber sowieso nur geöffnete Restaurantbetriebe haben. Eines der angezeigten Bäder hat bereits Kassenschluss. Bei den verbleibenden handelt es sich um 1 Schwimmhalle in Pankow, der Rest sind Bäder mit 1,50 Euro bis 2 Euro Zuschlag und mindestens 30 Grad Wasser, die zum baden, aber nicht zum sportlichen schwimmen geeignet sind. In einem sind zusätzlich Bereiche aus "technischen Gründen" gesperrt und trotzdem 7,50 Euro Eintritt zu zahlen. Dennoch war die Quote, der tatsächlich geöffneten Bäder hoch. Das liegt daran, dass am Tag der Suche keines der angezeigten Bäder den "Betriebsbedingungen" -Schließungen oder Kürzungen- des kommunalen Bäder Betriebs zum Opfer gefallen ist. Im "jetzt open" Button standen in allen Tests auch die Bäder, die Wochenlang geschlossen waren.
Die Suchfunktion "Uhrzeit" "Tag" wurden abgeschafft. Der Kunde des "Größten Bäder Betrieb Europas" muss jedes Bad anklicken, um zu erfahren ob es geöffnet hat und sich dann durch die Angaben lesen, um zu erfahren, ob er überhaupt Zutritt hat.
Wie viele Bäder kann ich mit meiner Sammel- oder Jahreskarte nutzen?
Da freut man sich über die Angabe 67 Bäder. Und staunt über die Zahlen in dem Kästchen. Da sind es sogar 72 wenn man addiert.
Und muss dann feststellen, dass ich auf einer anderen Unterseite lese, es sind 63 Bäder. Und dann 62. Die reduzieren sich mit jedem Klick?
Tatsächlich. Und ich muß nur bei 13 Bädern auf den Unterseiten feststellen, die sind privat betrieben.
10 Freibäder sind verpachtet, dort gilt die Karte gar nicht. Und in 2 Schul- und Vereinsbäder komme ich gar nicht rein. Ich bin ja nur ein Vollzahler. In einem der 50 Meter Bäder gucke ich mit meiner Karte auch nur von außen zu.
Also 67 minus 13? Oder 63 minus 13?
Oder 62 minus 13?
Bonuskarte zur Jahreskarte
Der Kunde, nicht vergessen, es handelt sich zum Beispiel um einen Neuberliner oder jemanden, der das schwimmen wieder intensiv beteiben will, freut sich.
10 Mal Sauna oder 10 Mal Kurse.
16 Saunen, von denen nur 1 nicht nutzbar ist mit dieser Bonuskarte. Der neue Kunde stellt aber fest, dass an vielen Tagen die Schwimmhallen nicht nutzbar sind. Für
ihn. Er ist ja nur Vollzahler. Trotzdem. Eine Superquote, betrachtet man die Kurse, oder?
Eine wahre Geschichte
Der Kunde sucht für sich einen Kurs, er muss ja seine Technik erst mal wieder auf Vordermann bringen.
Nach vielen Versuchen hat er heraus gefunden, dass es in seinem Bezirk eine geöffnete Schwimmhalle gibt für ihn als Berufstätigen und klickt jetzt auf das Kursprogramm. Tolles Angebot. Wettkampfschwimmen für Anfänger. Ist ja lange her. Klick. Und dann. Donnerwetter. In 1 Schwimmhalle wird das angeboten. Die ist leider in Pankow, er wohnt in Spandau. Da ist zwar ein 50 Meter Bad, aber nix. Klick zurück, leider nur Kraulkurse, aber dann nimmt er den. Klick. Pech. In 1 warmen 30-32 Grad Bad wird der zwar angeboten, aber nicht im 50 Meter Bad in Spandau. Er hat die Wahl. Mariendorf, Mitte, Pankow oder auf 25 Metern in Kaulsdorf, Baumschulenweg oder Wilmersdorf. Jetzt wagt er es, er ist motiviert und sucht nach einem Fortgeschrittenen Kurs und zwar gleich mit Flossen. Volltreffer. Er muss nach Marzahn.
Völlig frustriert macht er noch ein paar Klicks und entscheidet sich für Kaulsdorf. Da wohnt ein Kollege, da kann er mit dem zumindest eine Fahrt machen. Er klickt sich durch die Homepage, keine Möglichkeit, den Kurs online zu kaufen. Also fährt er schon vorher mit dem Kollegen dort hin. Bucht den Kurs. Und im Januar, pünktlich um 19.30 Uhr steht er am 06.01.2017 vor dem Schwimmbad. Das ist geschlossen. "Dringende Reparaturarbeiten an der Lüftung". Und, er soll jetzt zur Schwimmhalle Sewanstrasse fahren. Für den ersten Termin schon zu spät.
Und weiß jetzt, nachdem ich ihm erklärt habe, dass er noch Glück hatte. Es hätte auch passieren können, dass der Kurs gestrichen wird. Oder er hätte schon einen Termin wahrgenommen und erst danach wäre der Kurs gestrichen worden, dann hätte er richtig Spass gehabt mit einer Rückforderung von Bargeld.
Untergang eines funktionierenden Kurs System
Erfahrungsbericht Trainer für die Berliner Bäder Betriebe