Gefühlt mitten im Wald liegt ein kleines Juwel der deutschen Bäderlandschaft. Aus allen Ecken Berlins gut zu erreichen, aber der Reihe nach.
Die Planung des Freibads begann Ende der 1960 er Jahre und Baubeginn war im Winter 1973. Kleinmachnow lag damals in der *DDR*, unerreichbar durch die Mauer. Finanziert wurde das Bad von örtlichen Betrieben und eine enorme Eigenleistung der Bürger. Das erinnert mich an die Entstehung der Freibäder in Pankow und in Staaken West, beide früher ebenfalls hinter dem Eisernen Vorhang.
Eröffnung war am 15.05.1976
Bis 1989 war die Gemeinde Eigner, danach wechselten die Verantwortlichen einige Male und im Verlauf der 1990 er Jahre schien es so, als würde das Bad das gleiche Schicksal erwarten wie so viele andere Bäder in Deutschland. Den Kommunen mangelte es an Geld, Bäder waren die Einrichtungen, deren Wert nicht mehr an erster Stelle stand. Kosten versus Daseinsvorsorge, eine Frage, die meiner Meinung nach vom Grundsatz her schon falsch ist. Daseinsvorsorge ist keine Frage, sie muss eine Selbstverständlichkeit sein.
Gegen die Schließung des Freibads gab es Widerstand. Ein Förderverein wurde gegründet und 2013 war es dann soweit.
Die Gemeinden Stahnsdorf, Kleinmachnow und Teltow wurden Teilhaber einer GmbH welche bis heute das Freibad betreibt.
Ich war im August 2017 zuletzt in dem Freibad. Damals noch mit dem alten Kachelbecken. Nach Beendigung der Saison begannen die Sanierungsarbeiten. Edelstahlbecken.
Update der damaligen Beschreibung.
Was früher in einer anderen Welt war- ist heute ganz nah
In knapp 30 Minuten von Lankwitz ist man direkt vor dem Freibad. Heute so nah, war es mal unerreichbar.
Es ist schon lange her, dass es eine Grenze gab, der Ort Kleinmachnow in einer anderen Welt lag. Meist denke ich gar nicht mehr darüber nach, wenn ich in Kieze im Ostteil Berlins oder nach Brandenburg fahre. Alles ist so selbstverständlich geworden.
Heute, als ich die Strecke mit dem Bus 184 fuhr, war irgendwie die Erinnerung da. Wie schön es ist, offene Grenzen zu erleben.
Vertrauen in die Gäste- oder: die BademeisterInnen sehen alles
Morgens um 7 Uhr ist in Kleinmachnow die Welt noch in Ordnung.
Der Betreiber beginnt mit dem Kassenbetrieb erst um 10 Uhr. Vorher weist ein Schild darauf hin, dass man sich bei den MitarbeiterInnen melden soll um seinen Eintritt zu bezahlen.
Und das tut man auch am besten. Die MitarbeiterIn heute hatte ihre Augen überall und erkannte sofort, wer noch nicht bezahlt hatte.
Betritt man das Bad, geht es links runter zu den Umkleidebereichen und den sanitären Anlagen. Und klar, man kann sich vorher umziehen, duschen.
Modern, sauber, praktisch. Dieser Bereich wurde als erster saniert und das halte ich für sinnvoll. Ein einladender Sanitär- und Umkleidebereich ist oft das erste, was ein Bäderbesucher wahrnimmt.
Spinde oder Wertfächer werden mit der Ein Euro Münze verschlossen, man bekommt sie später zurück.
Über ein paar Stufen, durch ein flaches, nicht Wasser unterspültes Durchschreitebecken erreicht man das Schwimmbecken.
50 Meter himmelblaues Wasser. Verpackt in glitzerndem Edelstahl.
Aber was war das?
Ein Teil des Beckens war quer abgeteilt. Sprungbereich.
Zum schwimmen waren das keine 50 Meter, aber viel wichtiger, keine Wand zum wenden.
Etwa 15-20 Personen waren im Wasser, einige saßen und lagen am Rand, zum sonnen und trocknen.
Im letzten Jahr wurde versprochen, dass eine Bahn für Sportschwimmer abgeleint ist.
Also habe ich die MitarbeiterIn beim bezahlen gleich gefragt, in welchem Zeitfenster die Bahn geleint ist. Ich war ja etwas spät zum Frühschwimmen, es war etwa 9.30 Uhr.
Sie sagte mir, dass in 10 Minuten die Bahn geleint würde. Bisher war sie nicht dazu gekommen. Meine Verblüffung kann man sich als SchwimmerIn bestimmt vorstellen.
Tatsächlich.
Sie bat die anderen Mitarbeiter, zuerst die Querleine zu entfernen und Bahn 8 abzuleinen. Die fehlenden Hülsen holte sie per Walkie Talkie ran. Zack, 10 Minuten später, Bahn abgeleint.
Schwimm Ness von Kleinmachnow?
Mit einer weiteren Dame, völlig störungsfrei, alle meine Bahnen ziehen. Ein Traum.
Aber Moment, ganz störungsfrei war es dann doch nicht.
Mal abgesehen davon, dass eine Strömung mich zur Mitte des Beckens zog und ich mehr anspannen musste um nicht mit den Amen an der Leine zu schrammeln, unter mir schwamm jemand.
Vor Schreck einen Schluck Wasser aus dem Becken genommen und dann gemerkt:
das ist mein Schatten.
Das Licht der Sonne sorgte ab und zu dafür, dass ich meinen Schatten, meine Schwimmbewegungen sehen konnte und nachdem ich das festgestellt hatte, war ich so fasziniert, dass ich zwei Mal fast die Wand geküsst hätte, zu spät eingeleitete Rollwende.
Hat schon auch was, so ein Glitzerbecken.
Das Wasser hatte etwa 24,5, Grad, absolut ideal zum schwimmen im Freien.
Die Betreiber GmbH des Freibads hatte ganz offensichtlich das Glück mit Markus Schmidt,einen engagierten, modernen Geschäftsführer zu finden, der sich der Tradition und eigentlichen Aufgabe eines Schwimmbads, Daseinsvorsorge, bewußt ist. Andererseits auch Wege findet, Veranstaltungen zu bieten, die den Anforderungen von heute genügen.
Ich stelle jedes Mal fest, dass alles rund um Bäder mit den Verantwortlichen steht und fällt. Die Bäder, die mich begeistern, in denen ich mich wohl fühle, sind immer die, in denen Tradition nicht geleugnet wird und das Moderne behutsam eingebunden wird. So werden angestammte Bäderbesucher mitgenommen und neue gewonnen.
Am Ende kommt es auf die MitarbeiterInnen vor Ort an.
Alle MitarbeiterInnen waren freundlich und ich meine damit nicht nur die Bahn, die abgeleint wurde.
Fazit
Ein absolut empfehlenswertes Freibad vor den Toren Berlins.
Gelungene Sanierung, ein wirklich schönes Edelstahlbecken, auch für mich als Kachelzählerin.
Ob nun für Sportschwimmer oder für Familien. Eine sehr gepflegte Anlage.
Bilderreihe 2017
Preise
Tageskarte 4 €/ ermäßigt 2,50 €
Happy Hour 7-9 h & 17-19 h 2 €/ 1,50 € (ja, für 2 Stunden)
Ausstattung
50 Meter Becken
Großes Nichtschwimmerbecken mit Rutsche
Extrawarmes Babybecken
Liegeplätze
Gastronomie
Beachvolleyballplatz u.v.m
Öffnungszeiten
Montag- Samstag 7-19 Uhr
Sonn- und Feiertag 9-19 Uhr
Sonstiges
Serviceorientierte Kommunikation bei Facebook, ansprechende Internetpräsenz
Viele Wege führen ins Wasser
Das Freibad Kiebitzberge erreicht man direkt mit dem Bus 620 <-> S Bahn Wannsee
Ich bin auf dem Hinweg von Mariendorf nach Lankwitz Kirche gefahren und von dort mit dem Bus 184 bis Teltow Warthestraße. Von dort kann man laufen, das dauert etwa 10 Minuten oder den Bus 620 nehmen.
Für den Rückweg habe ich den Bus 620, Richtung S Bahn Teltwo Stadt genommen, dort fahren die S Bahn 25 und 26 nach Berlin.
Ich bedanke mich bei Herrn Markus Schmidt für die Bilder und die Geduld meine Fragen zu beantworten. Sämtliche Bildrechte liegen bei der Geschäftsführung der Freibad Kiebitzberge GmbH. Vervielfältigung und Nutzung unterliegen dem Urheberrecht des Inhabers.