oder anders gefragt, wann ist etwas dem Betreiber der kommunalen Bäder wichtig genug, dass es über alle verfügbaren Kanäle kommuniziert wird und wann ist es offensichtlich unwichtig?
Ein paar Beispiele der jüngeren Vergangenheit
Wichtig
Via Facebook wird am 05.10.2017 mitgeteilt, dass das Stadtbad Neukölln "Dienstags bis Freitags von 8-22.30 Uhr geöffnet ist.
Es ist bekannt, dass es zwei Hallen gibt und gemeint ist, dass entweder die eine oder die andere geöffnet ist. Es ist, vorsichtig ausgedrückt, eine Unverschämtheit Nutzer, die 2 Euro Zuschlag zahlen sollen darüber im Ungewissen zu lassen.
In der Mitteilung heißt es "turnusgemäße Wartungsarbeiten".
Wie bitte? Die Stadtbäder sind seit April geschlossen und das liegt nicht an "turnusgemäßen Wartungsarbeiten", sondern daran, dass "Fasern in der Lüftung" waren.
Es wird nichts darüber gesagt, wann diese festgestellt wurden. Nichts darüber, wann wer dieses Problem festgestellt hat und wann mit der Behebung begonnen wurde und wie hoch die Kosten sind.
In der Facebookmitteilung steht: "Die Sauna öffnet Dienstags bis Sonntags 10-22 Uhr" Toll.
Unwichtig
Die Saunaöffnung wird am Eröffnungswochenende gleich um 4 Stunden Samstag und 4 Stunden Sonntags gekürzt.
Unwichtig ist
Eine Mitteilung auf Facebook darüber, dass die "Sanierung der Trennwand" im Stadtbad Märkisches Viertel sich erneut um 14 Tage verlängert. Dem Parlament wurde mitgeteilt, das Bad öffne ab 17.09.2017 wieder. Seither wird lediglich auf der Homepage immer wieder die Schließung verlängert. Das Bad sollte am 09.10. öffnen, am heutigen Tag wird mit einer Datumsänderung lediglich auf der Homepage darauf hingewiesen. 2 Tage vor Öffnung steht also fest, dass es, mal wieder, 2 Wochen länger dauert? Wer es glaubt..
Unwichtig sind selbstredend auch alle kurzfristigen Schließungen und Sperrungen. Weder via Facebook noch per Twitter wird die heutige Schließung des Stadtbads Schöneberg ab 14 Uhr mitgeteilt. Auf der Homepage steht sie, ohne Begründung.
Darf man spekulieren? Es liegt daran, dass die "Poolparty" im Stadtbad Lankwitz personell abgesichert werden muss. Das wusste natürlich niemand vorher.
Unwichtig sind auch außerplanmäßige Öffnungen, es sei denn sie sind wichtig. Wer weiß das schon so genau...
Die zusätzlichen Öffnungen des Kombibad Mariendorf und des Stadtbads Charlottenburg Neue Halle am 02.10. waren eine Facebookmitteilung wert. Leider mit Angabe falscher Öffnungszeiten. Statt 6.30-15.30 Uhr für die Neue Halle stand dort 9-15 Uhr. Aber wen stört das schon? Zumindest verantwortliche im kommunalen Berliner Bäder Betrieb nicht. Mein Hinweis stiess auf Ignoranz.
Keine Mitteilung wert ist die Öffnung der Schwimmhalle Fischerinsel seit 3 Wochen Samstags. Ein kleiner Hinweis auf der Homepage, zwischen all den gelben Schriften...Nichts auf Facebook, nichts auf Twitter und, vor allem, nicht mal am Bad ein Hinweis. Auf meine Frage vor Ort, warum denn nicht wenigstens am Bad etwas steht, die Antwort: "Ach, die alten Leute kommen ja nicht am Wochenende" Hä? Mein Einwand, das Berufstätige, die mittlerweile donnerstags auch ausgesperrt werden ab 16 Uhr wurde beantwortet mit "Die jungen Leute hier in der Gegend kommen ja nicht" Hä?
Ist irgendjemanden bei den Berliner Bäder Betrieben mal aufgefallen, dass ihre Besucher in ihrem Wohnbezirk vielleicht kein geöffnetes Bad haben oder nur ein Warmbad? Hat jemand schon mal was gehört davon, dass in Berlin Menschen in einem Bezirk wohnen und in einem anderen arbeiten? Ich traf in der Schwimmhalle Leute aus Tempelhof, Kreuzberg, Charlottenburg, Neukölln und Wilmersdorf. Als zum ersten mal Samstags seit der Schließung 2015 geöffnet war, war ich fast allein, beim zweiten Mal waren es etwa 15, zuletzt waren es 22 Gäste in der Stunde, die ich dort verbringe.
Man könnte meinen, der Betreiber legt keinen Wert auf Besucher, warum sonst wird die Werbetrommel für eine Zusatzöffnung nicht genutzt?
Eine Pressemitteilung war die Wiedereröffnung des Stadtbad Lankwitz wert nach Legionellenbefall. Der Betreiber, der sich als "Größter Bäder Betrieb Europas" bezeichnet, sah sich allerdings seit Juli außerstande Nutzer zu informieren, dass die Wiedereröffnung nicht wie geplant stattfinden wird weil das Gesundheitsamt das Bad nicht freigegeben hatte. Stattdessen wurde Nutzern und solchen die es werden wollten häppchenweise alle 1-2 Wochen eine Öffnung zum Datum X kommuniziert. Medien, die nachgefragt hatten, wurde ebenfalls nichts gesagt. Stammnutzer wussten es, aber es wurde so getan, als wäre nichts...
Eine Pressemitteilung wert war die Wiedereröffnung der Schwimmhalle Thomas Mann Strasse im Januar. Mit großem tamtam wurde kommuniziert "Das Bad seht der Öffentlichkeit zur Verfügung zum Frühschwimmen". Diese Aussage wurde jahrelang auch gegenüber dem Parlament getätigt. Dort wurde sogar explizit ausgesagt, dass 7 (sieben) Mitarbeiter dort Dienst tun würden.
6 Wochen später war das Frühschwimmen Geschichte. Im Sommer wurde, auf Nachfrage, dem Parlament erneut angekündigt, dass "ab Herbst" das Frühschwimmen für die Öffentlichkeit wieder möglich sein soll.
Realität: diese, von mir als aggressiv wahrgenommene Aussage gegenüber dem Bezirk Pankow, der sich ins Zeug legt für die Frühschwimmer.
Eine Pressemitteilung wert war die Meldung, dass 17 Bäder am 03.10. geöffnet sind. 17 von 37. In den meisten allerdings stark verkürzte Öffnungen. Die drei teuersten Bäder der Stadt waren wie werktags geöffnet. Ein Schelm...
Keine Mitteilung, nirgends, dass das Frauenschwimmen im Stadtbad Charlottenburg Alte Halle seit Herbst 2017 ersatzlos entfällt, keine Mitteilung darüber, dass im Stadtbad Spandau Nord nur für Meerjungfrautauchen geöffnet wird an Wochenenden. Keine Information darüber, dass dort das Frauenschwimmen bereits seit mehr als einem Jahr ersatzlos gestrichen wurde.
Wer bedient eigentlich die Social Media Accounts des Betreibers der kommunalen Bäder? Auf Twitter ist eine Mitarbeiterin namentlich Accountinhaberin die, so kann man einem anderen sozialen Netzwerk entnehmen, in Nürnberg arbeitet seit dem ersten Quartal 2017. Der Account auf Twitter wird ja sicher mit ihrem Einverständnis geführt, schließlich verantwortet sie ja die Inhalte. Interagiert wird weder auf Facebook noch auf Twitter. Ab uns zu, wenn es um positives Feedback geht, kommt mal was, meist ist die Kommunikation der Berliner Bäder Betriebe eine Einbahnstrasse.
Das soll sich ab 2018 für 4,2 Millionen Euro ändern. Eine "Full Service" Marketing Agentur soll das übernehmen.
Wer entscheidet über Pressemitteilungen? In der Betriebseigenen Zeitung stand Anfang des Jahres, dass 8 Mitarbeiter für die Redaktion zuständig sind. Wird dort entschieden, was der Steuerzahler wissen darf und was der potentielle Neukunde oder die Stammnutzer erfahren sollen?
Mich wundert es, dass nach wie vielen glanzvollen Pressemitteilungen sich die Realität ganz anders darstellt als angekündigt wurde. Absicht kann das ja nicht sein. Was dann?
Und last but not least: wer entscheidet darüber, wer wann warum und ob überhaupt Antwort vom Kundencenter oder von dem zuständigen Bädermanager erhält?
Im Sportausschuss des Abgeordnetenhauses wurde seit Januar 2016 von Vorständen des kommunalen Betreibers der Bäder in Berlin eine "Service Offensive" angekündigt. Diese Aussage wird seither in jeder Sitzung des Ausschusses wiederholt. Woraus besteht dieser "Service"? Gibt es für einige Bäder kein Papier, so dass zusätzliche Öffnungen vor Ort nicht publiziert werden können? Es wurde gesagt, dass ein Bädermanager für die Öffentlichkeit zuständig ist. Wer ist das? Was macht derjenige? Entscheidet er über wichtig oder unwichtig? Nach welchen, von wem festgelegten, Kriterien? Es gibt eine Ansprechpartnerin für Premiumkunden. Wer legt nach welchen Kriterien fest, welcher Premiumkunde Antworten erhält?
Ich bin Premiumkundin und gehöre zu denen, die öffentliche Wasserfläche nutzen.
Ich warte auf eine Reaktion die sich auf meine Fragen bezieht wieder einmal seit mehreren Wochen. Andere werden seit Jahren nicht beantwortet.
Ich bin gespannt, ob meine Kommentare auf Facebook stehen bleiben. Vor einigen Monaten wurden Kommentare dort gelöscht.
Eins ist sicher: in Zukunft wird der Verband der Berliner Bäderbesucher Druck machen.