Neubau ist kostengünstiger als wiederholte Sanierungen
So sehr ich die alten, schrulligen Bäder unserer Stadt liebe, so klar ist auch, dass sie weder energetisch noch ästhetisch den heutigen Ansprüchen genügen.
Ich hänge an den Stätten meines Schwimmerlebens, besonders natürlich an denen in meinem Bezirk.
Und trotzdem, ich halte Neubau für den richtigen Weg. Funktionsbau.
Zum Beispiel das intelligente und kostengünstige, aber ausbaufähige Baukastenmodell von "simply swimming". Neubau vor Abriss.
Das ist leider nur Wunschdenken. In meiner Stadt wird erst kaputt gemacht und dann....dauert es. Oder passiert gar nichts. Oder wird geredet ohne konkret zu werden.
Damit bin ich beim Berliner Desaster. Aber der Reihe nach.
Personalien
Annette Siering wurde zusammen mit Ole Bested Hensing (vormals Tropical Island) 2013 in den Vorstand des "Größten Bäder Betrieb Europas" berufen. Siering war bis zu ihrer Berufung in den Vorstand der Berliner Bäder Betriebe als Geschäftsführerin mit Prokura für "Stadt und Land" tätig. Quelle
Im Juni 2015 schied Hensing aus dem Unternehmen und Siering leitete die Geschäfte kommissarisch von Juni 2015 bis April 2016 allein.
Im April 2016 wurde Andreas Scholz-Fleischmann zum Vorstandsvorsitzenden berufen. Scholz-Fleischmann war vorher im Vorstand der BSR und ist SPD Mitglied
Aufsichtsrat
Vorsitz Andreas Geisel, SPD
OLiver Igel, SPD
Dr. Margaretha Sudhof, SPD
Sigrid Klebba, SPD
KLaus Böger, SPD
Daniel Tietze, Die Linke
Astrid Westhoff, Verdi
Ina Hagen, Verdi (Personalrat)
Aufsichtsrat 2011-2016
Vorsitz Frank Henkel, CDU
Marlies Wanjura, CDU
Cerstin Richter-Kotowski, CDU
Stefan Kommoß, SPD
KLaus Böger, SPD
KLaus Feiler, SPD
Astrid Westhoff, Verdi
Ina Hagen, Verdi
Anfang 2016 sah ich zufällig wie eine Gruppe von Leuten in Begleitung der Vorständin Annette Siering (zuständig für Personal und Finanzen) in das Stadtbad ging.
Teilnehmer aus der Gruppe gehören zur Wohnungsbaugesellschaft "Stadt und Land".
Damals waren die ersten Gerüchte unter den Stammnutzern schnell gekocht. Es hiess, das Bad soll dem Wohnungsbau weichen. Gegenüber Medienvertretern wurde dies negiert.
Nur 1 Jahr später steht fest, der Untergang des 1964 eröffneten Stadtbads war bereits 2016 längst beschlossene Sache.
Noch Anfang 2017 wusste der Unternehmenssprecher Matthias Oloew nichts konkretes von der im Februar geplanten 1. Veranstaltung.
Bei der gestrigen. 3. Veranstaltung "Neue Mitte Tempelhof II" war erneut kein Ansprechpartner der Berliner Bäder Betriebe seitens der Moderation genannt worden. Im Publikum allerdings war jemand aus der Verwaltung. Was ist das für eine Haltung des Größten Bäder Betrieb Europas keinen Vertreter ins Podium zu schicken?
Niemand hat die Absicht eine (Zitat aus dem Leitbild) "wohnortnahes Angebot" bereit zu stellen für die Anwohner, auch nicht die neuen Mieter und Bewohner der 500 geplanten Wohnungen.
Im Gegenteil. Zitat aus der 2. Veranstaltung am 08.07.2017, bei der ein Vertreter der Berliner Bäder Betriebe anwesend war, zum Thema "ein zentriertes Angebot in Mariendorf" - einem Neubau Multifunktionsbad.
Es ist an der Zeit die Realität abzubilden und den Satz "wohnortnahes Angebot" aus dem Leitbild zu entfernen.
Seit 2014 im Bäderkonzept werden Neubauten beworben, bisher ohne jeglichen Fortschritt. Keine Bebauungsplanänderung, keine Generalplanung, kein Abriss, keine Investition ins bestehende Kombibad auf dem Gelände.Dessen Zustand kann man hier nachlesen.
Einfach gar nichts. Hier lesen, was Siering im Sportausschuss des Abgeordnetenhauses im Januar 2016 sagte auf die Frage nach dem Fortschreiten der Planung.
Die BVV Tempelhof Schöneberg rührte sich jahrelang nicht bis eine Anfrage der Fraktion Die Linke das aufdeckte. Über Inhalte der Gespräche zum Thema "Mulitfunktionsbad Mariendorf" zwischen Bezirksamt und den Berliner Bäder Betrieben werden die Einwohnern im Bezirk weiter im Unklaren gelassen. Eine erneute Anfrage der Partei Die Linke im Bezirk soll nun dazu führen, endlich über Inhalte des Gesprächs informieren.
Welche Politiker die für den Bezirk im Abgeordnetenhaus und der BVV sitzen kümmern sich um die Situation?
Ich kann mich täuschen und lasse mich gern eines besseren belehren bei entsprechender Rückmeldung, insbesondere weil die Veranstaltung sehr gut besucht war und ich vielleicht nicht jeden sehen konnte. Ich habe gestern nur die 2 Abgeordneten der Partei Die Linke, die für den Bezirk im Abgeordnetenhaus sitzen, auf der Veranstaltung gesehen.
Ebenfalls anwesend war eine Bezirksverordnete der Partei Die Linke.
Update 17.10.2017
Auf Facebook kam diese Hinweise und persönliche Meinungen. Danke dafür.
Gesagt hat nur eine BVV Verordnete der Partei Die Linke etwas (zum Thema Bibliotheken).
Warum sind die für den Bezirk ins Landesparlament gewählten Vertreter nicht aktiv bei so einer Veranstaltung wenn es um Wohnungsbau, Infrastruktur und Daseinsvorsorge geht?
Wo waren die anderen (Parteien und) in die BVV gewählten Vertreter mit ihren Bürger unterstützenden Fragen und Antworten?
Ist das Thema "Bäder im Bezirk" mit etwa 330 Tausend Einwohnern unwichtig für Politiker?
Ist die sich zuspitzende Situation der Bäder im Bezirk unklar?
Selbst wenn wir Nutzer der öffentlichen Wasserfläche nicht als die gesehen werden, die wir sind- diejenigen, die als Vollzahler Bäder zumindest unterstützen- was wird aus den Schulen, Kitas und Vereinen, die derzeit die Bäder im Bezirk nutzen?
Die Schulen und Vereine müssen laut Gesetz untergebracht werden.
Das heisst nichts anderes als eine Verlagerung in die Bäder in den Nachbarbezirken. Was das dann für öffentliches schwimmen heisst, muss ich niemanden der Bäder in Berlin als Schwimmer oder zum schwimmen lernen nutzt erklären. Die heutige Situation sieht so aus.
Frauenschwimmen und Behindertenschwimmen wurde de facto bereits eingestellt in den meisten kommunalen Bädern oder war gar nicht erst vorhanden.
Ich bezweifle, dass die noch vorhandenen wenigen Angebote hierfür dann bestehen bleiben.
Zeitrahmen der Planungen
War in der 1. Veranstaltung von einem Zeitrahmen von 15 Jahren die Rede, verkürzte der sich gestern auf 10 Jahre. Und erweiterte sich "nach unseren Entscheidungen" laut Sprecher der Planergemeinschaft. Das Areal des Alt Tempelhofer Dorfangers (Strasse Alt Tempelhof auf der anderen Seite des Tempelhofer Dammes) wird offensichtlich "jetzt" in den Stadtumbau einbezogen.
"Plötzlich" war die Rede von "Einsatzfahrten der Polizei" durch Strassen, deren Anwohner bisher anders informiert waren.
Und ja, nun ist es ein Stadtumbau während vorher von Stadtsanierung die Rede war.
Der Sprecher der Planergemeinschaft sagte "Sie müssen nicht denken, dass sie keine Bücher leihen können in den Bauphasen. Erst Bibliothekneubau, dann Abriss." Das gleiche sagte er für die öffentlichen Gebäude der Polizei und das Rathaus. Das Stadtbad wurde nicht erwähnt.
Wozu auch, wenn die Öffentlichkeit dann komplett raus bleiben soll, nicht wahr.
Das Fazit der Fragerunde finde ich bitter. Die meisten Fragen der Anwohner drehten sich um die Parks und dessen Beschneidungen (Alter Park und Franckepark), Radwege, Klima, Verkehr, Realisierung eines Polizeigebäudes am Ende der Götzstrasse was zu erhöhten Einsatzfahrten durch die Nebenstrassen führen wird. Bei der 1. Veranstaltung ging es um "behutsamen Wohnungsbau mit Einbindung in das vorhandene Umfeld" Mittlerweile ist von "Kompaktbauten" die Rede- auf mehrfache Nachfrage und viel drumrum Gerede war die Antwort des Stadtrats Jörn Oltmann, Partei Die Grünen (Die Grünen unterstützen mit einer Zählgemeinschaft im Bezirk die Bürgermeisterin der SPD) "6 Stöcker".
Bei einer Bebauung von 6 oder mehr Stockwerken auf der (geplanten) Seite des Parks wäre der Franckepark, von allen Seiten von Häusern umgegeben. Über Klima, Umwelt, Durchlüftung muss ich niemandem was erklären.
Der Vertreter der Kleingärtenanlage "Germania" mit noch 10 Parzellen brachte es auf den Punkt: "Wir waren mal 140 Parzellen, wir sind gern gewichen für eine Kita. Haben uns erneut verkleinert für den Breitensport. Jetzt sollen wir für eine Versiegelung durch ein Polizeigebäude weichen. Wir sagen nein. Das Polizeigebäude sollte an die Hauptverkehrsstrasse, Tempelhofer Damm, nicht in eine ruhige Wohngegend, die dann durch 1000-1500 neue Einwohner zugeparkt wird und die Einsatzfahrzeuge nicht mehr durchkommen" Er sagte auch noch "mit dieser Art Politik nähren sie die Populisten. Kleingärten, Parks beschneiden, Infrastruktur zerstören ohne Klimafragen, Verkehrskonzepte zu beantworten und vorzustellen"
Fragen zu Parkplätzen wurden vom Senatsvertreter unter anderem damit abgewiegelt, dass (Zitat) "die jungen Leute heute nicht mehr so oft den Führerschein machen".
Fragen nach ÖPNV Verdichtung (die U 6 ist im Berufsverkehr bereits wie eine Sardinenbüchse in der 5 Minuten Taktung) wurden beantwortet mit "Tiefgaragen" oder ähnlichem.
Viele Fragen drehten sich auch um Radwege. Der Tempelhofer Damm und der Mariendorfer Damm sind bis Alt Mariendorf für Radfahrer ein Höllenritt.
Der Bezirksstadtrat von der Partei Die Grünen sagte deutlich "ein Verkehrskonzept gibt es nicht im Rahmen dieser Planungen".
Ich sehe meinen Beitrag zur 1. Veranstaltung "Neue Mitte Tempelhof II" bestätigt.
Ich finde, das sind unfassbare Antworten und ich wiederhole:
diese Anwohnerbeteiligung ist den Vorschriften geschuldet. Was gebaut werden soll hängt nicht von Wünschen und vor allem nicht von berechtigten Einwänden der Anwohner ab. Wie sagte Oltmann in der 1. Veranstaltung als Anwohner nach ihren Wünschen gefragt wurden (Anwohner, nicht Stadträte) zu den Wünschen "XY finde ich nicht so gut, ich will da Wohnungsbau".
Eine Fragerunde, in der es um Wünsche von Anwohnern geht, wird mit solchen Bemerkungen gewertet, hier sogar abgewertet.
Ein Anwohner brachte es gestern auf den Punkt: Wir sind nur ein Feigenblatt für eine Planung, die wir nicht wirklich beeinflussen können.
Background
Das Stadbad Tempelhof soll, laut Stadtrat Oliver Schworck, SPD, Wasserfläche für Schulen und Vereine bereitstellen während Abriss Kombibad und Neubau Multifunktionsbad in Mariendorf.
Bemühungen des Bezirksamts für mehr öffentliche Wasserzeiten im Stadtbad Tempelhof hatten Mitte des Jahres ergeben, das Bad sei völlig ausgelastet. Als Antwort auf eine Kleine Anfrage der Partei Die Linke 2017 zur aktuellen Belegung wurde von den Berliner Bäder Betrieben ein Belegungsplan von 2011 übersendet? Zumindest steht das unten rechts.
Auch der Schwimmhalle Holzmarktstraße wird es an den Kragen gehen. Sie so,, geht es nach den Berliner Bäder Betrieben, vom Netz. Grund ist natürlich die Bausubstanz. Und das ist dann ein Notfall. Und die nächste Bäderschließung nach Strandabd Tegel. Abgesegnet durch das Bäderkonzept.
Ein Abriss und Neubau in Mariendorf- null Fortschritt.
Ein Abriss und (von mir per se in Frage gestellter) Neubau ohne öffentliches schwimmen in Tempelhof.
Eine Sanierung des Schul- und Vereinsbades am Sachsendamm.
Alles ohne konkrete Zeitpläne.