Ostern suchen die meisten Süßes- die Berliner Bäderbetriebe und der Senat suchen ein Konzept

"Senat und Bäderbetriebe suchen neues Konzept"

So titelt heute ein Artikel im Tagesspiegel.

Dort werden Antworten auf Kleine Anfragen zusammengefasst.

 

 

Kommentar

Wer? Was? Wann?

Uns, einigen Mitgliedern des Verbands der Berliner Bäderbesucher, wurde in den letzten Wochen in Terminen mit Politikern, den Bäderbetrieben vermittelt, man sei

"auf einem guten Weg"

Welcher Weg, wer ihn ebnet, all das blieb in Gesprächen und bleibt auch mit diesem Artikel weiter im Dunklen.

Man darf sicher sein, dass Vereine und all diejenigen, die seit Jahrzehnten an der Wasserflächenvergabe aktiv und passiv- auch in inoffiziellen Gesprächen- mitwirken, sich an der Suche beteiligen dürfen.

 

Mir wurden viele Unterlagen anonym zugesandt, aus denen hervor geht, wie die Wasserflächenvergabe in einigen Hallenbädern in der kommenden Saison aussehen soll, geht es nach denen, die diese Vergabe vorschlagen- und letztlich mitbestimmen.

Ob nun Firmen wie die Deutsche Bank und Rolls Royce  und deren Vereine es unbedingt nötig haben, doppelt subventionierte Wasserfläche kostenfrei nutzen zu dürfen, sei mal dahin gestellt. Ebenso die Tatsache, dass sich über einen Verein, der Wasserfläche erhalten soll, und das nicht grade wenig, absolut nichts finden lässt- weder über Mitgliederstärke noch Beitragshöhe noch Trainerinnenqualifikationen- hier ist es ja wohl einfach so, dass ich das nur nicht finden kann, weil meine Suche nicht  optimiert ist...

Was aber erwähnenswert ist, dass diese Vorschläge seit Jahren, wenn nicht Jahrzehnten von denselben Personen gemacht werden dürfen.

Was das zum Beispiel für den Bezirk Tempelhof Schöneberg heißen kann, ist in einem anderen Themenfeld sehr deutlich nachzulesen.

 

Nein, ich habe nichts gegen Vereine- eher im Gegenteil. Ich bin der Ansicht, dass man dort die beste Schwimmausbildung bekommt, die man bekommen kann.

Ich erwarte allerdings, dass es 2018 endlich Transparenz, Nachvollziehbarkeit der handelnden Personen und ihrer Verflechtungen gibt.

Und, nein, ich bin nicht gegen Netzwerke. Ich glaube sogar, dass Netzwerke dem Schwimmsport und der Schwimmausbildung zu gute kommen.

Was allerdings nicht heißt, dass Gremien, die seit Jahren und Jahrzehnten ihre Interessen manifestieren, ohne jede öffentliche Kontrollmöglichkeit durch die Steuerzahler in Hinterzimmern Entscheidungen treffen dürfen. Vor allem aber darf das nicht heißen, dass Jahre und Jahrzehnte dieselben Personen in diesen Gremien sitzen. Mindestens alle 5 Jahre- also im Turnus der Abgeordnetenhauswahlen- besser alle zwei Jahre, muss es die Möglichkeit geben, diese Gremien neu zu besetzen. Und, bevor es wieder in Wortwahl unverschämte Mails gibt, zu besetzen heißt, transparent darzustellen, seitens der Bezirke, wie die jeweiligen Personen sich für diese Gremien qualifizieren.

Wasserfläche- Nutzungsbedingungen

Wenn Aussagen wiederholt werden, wird der Inhalt der damit vermittelt werden soll, nicht wahrer.

Ja, es gibt zu wenig Planschbecken in kommunalen Bädern. Es gibt aber private Flächen mit 32 Grad warmen Wasser.

Was genau hält eigentlich den kommunalen Betreiber davon ab, vorhandene Nichtschwimmerbecken im Betrieb wirklich attraktiv zu gestalten?

Realität:

Spielzeug reinwerfen und tschüß. Das würde Planschbecken der Zukunft auch nicht attraktiver machen.

Animation ist nur mit Personal zu haben. Das fehlt.

Außerdem, werden eigentlich die Therapiebecken mitgezählt in diesen "3,8%"? Ich frag nur, weil die ja auch an private Schwimmschulen vermietet werden um dort "zu planschen"- wie wäre es, wenn der kommunale Betreiber diese Becken selbst betreibt?

Mir fehlt die Relation, wer wie viel Wasserfläche benötigt. Zum Babyschwimmen (whatever...) braucht es de facto weniger als zum sportlichen schwimmen. Übrigens, am meisten Platz braucht man, wenn man Bahnen nicht ableint.  Oder Aqua Fit Kurse quer über eine Breite des gesamten/ größten Teil des Bades veranstaltet und damit die effektivste Nutzung von Wasserfläche verhindert. Das ist einfach mal so.

Was es nicht gibt, ist Wasserfläche, die zuverlässig, gern auch in Zeitfenstern, zum sportlichen Schwimmen genutzt werden kann.

Ist eigentlich irgendjemanden die Realität des "sportlichen Schwimmens" in Berliner Bädern bekannt?

Hat irgend jemand mal die tatsächliche Nutzungsmöglichkeit von früher als "Sportbädern" konzipierten Schwimmbecken recherchiert?

Ist irgend jemand mal auf die Idee gekommen, mal darzustellen, was es in Berliner Bädern heißt, wenn es "Sportbahnen" gibt und das schwimmen von nur 1000 Metern in 50 Meter Becken am Stück zum Glücksfall mutiert statt eine selbstverständliche Möglichkeit zu sein?

Nö. Lieber wiederholt man Aussagen statt mal wirklich Antworten zu finden.

Mein Gespräch mit dem Bäderchef und eineR BädermanagerIn


Das Osterei ist gefüllt- Bäder App kommt zu Ostern

Auf die Bäder App darf man gespannt sein.

Wenn Bäderbesucher als kostenlose Tester genutzt werden sollen, dann muss das via Social Media intensiv begleitet werden. Vor allem aber muss die Möglichkeit der Verifizierung der Informationen über eine App geboten werden.

Auf meiner Facebook Seite beteiligen sich ja mittlerweile einige unserer 'BademeisterInnen' sehr fleißig mit Kommentaren. Und nicht nur dort, sondern auch in sogenannten Facebook Gruppen treten diese MitarbeiterInnen des operativen Bereichs als Informationsgeber auf.


Das Huhn oder das Ei

Immer mehr Bäder zum Beispiel an Wochenenden, erst um 10 Uhr öffnen und nach 17 Uhr (Kassenschluss) ein bis gar kein Schwimmbad mehr offen halten, könnte der Grund sein.

Ja, die Warmbäder und FKK werden auch nach 20 Uhr angeboten, aber ein Schwimmbad ist ein Bad zum schwimmen. Das ist de facto zum Beispiel das Stadtbad Lankwitz ja nicht, wie die Aussage dortiger Mitarbeiter im Bezug auf die Nutzung eines Pullbuoy oder eines Minibrettchen ergibt.

Das ist dort nicht erwünscht. Zur Info, für Unkundige: ein Pullbuoy klemmt zwischen den Knien oder Oberschenkeln  und dient der Wasserlage. Niemand, absolut niemand wird damit behindert, eher im Gegenteil. Die Nutzung bedeutet ruhige Beine, keine nassen Haare für Menschen im Schwimmbad die das so furchtbar finden... Ein Brettchen hilft zum Beispiel Behinderten oder Menschen die ihre Technik verbessern wollen, im Wasser mehr Sicherheit zu gewinnen.

Mit der Aussage wird deutlich, dass Warmbäder nunmal Familienbäder sind und diese und ihre  Kinder schließlich die längsten Öffnungszeiten benötigen.

Keine Ahnung, wie das heute ist, als ich ein Kind war, durfte ich nicht bis 22 Uhr in einem Schwimmbad sein.

 

Nun, Zeiten ändern sich. Heute sind es die Berufstätigen, die immer weniger adäquate Öffnungszeiten der kommunalen Bäder vorfinden, dafür gibt es eben höhere Zuschüsse aus Steuermitteln. Das Personal, das eingestellt wurde, sichert offensichtlich auch vermietete Wasserfläche ab, oder wie erklären die kommunalen Betreiber die Aussage, dass die Schwimmhalle Sewanstraße an Samstagen laut Aufsichtsratsvorsitzenden Andreas Geisel geöffnet ist, während sie als "geschlossen" kommuniziert wird für die Öffentlichkeit?

Und, nein, es geht nicht um Wettkämpfe die dort stattfinden. Diese Wettkämpfe finden nicht jeden Samstag statt.

Alternative Lösungen? Die ganzen leer stehenden Wasserflächen, ob nun in der Sewanstraße, Tempelhof, Baumschulenweg, Holzmarktstraße, Thomas Mann Straße und weiteren, außerhalb von Wettkämpfen der Öffentlichkeit mit kreativen Lösungen zur Verfügung zu stellen, käme ja einer Daseinsvorsorge gleich. Ideen gibt es.

 

Wem gehören die Bäder?

Die Frage "Wem gehört die Stadt", die im Wahlkampf von der Partei Die Linke auf Wahlplakaten so schön Volksnah gestellt wurde, beantworte ich mit: die Bäder gehören allen- ohne zahlende Besucher zu beteiligen und Öffnung für neue Konzepte bleiben sämtliche Ankündigungen im Berliner Planungsdschungel.

Jeder Badbesuch kostet "8 Euro" (Zitat Bäderchef am 26.02.2018, Veranstaltung: Schwimmhalle Baumschulenweg muss wieder öffentliches Bad werden")

 

Dieser Betrag kann nur durch zahlende Besucher überhaupt gesenkt werden.

Sowohl Senat, als auch SportpolitkerInnen aller demokratischer Parteien und Bäderbetreiber täten gut daran, diese Bäderbesucher endlich als das zu sehen, was sie sind. Vereine täten gut daran, zu verstehen, dass sie ohne die zahlende Öffentlichkeit mit weiter eingeschränkter Wasserzeit rechnen dürfen durch weitere Schließungen von Bädern an Wochenenden, durch weiter gekürzte Öffnungszeiten von Bädern.

 

Daseinsvorsorge vor Luxus

Ein Strandbad- und sei es das am Wannsee- kann sich Berlin nur leisten, wenn die Daseinsvorsorge abgesichert ist. Das heißt in erster Linie, kein Ausfall des Schulschwimmens durch Schließungen, die nicht aus einem absoluten Notfall- tatsächlicher, akuter Ausfall der Technik, erfolgen. Ein "Teamtag" gehört sicher nicht dazu. Im übrigen auch nicht am ersten Ferientag. Das Bad in dem das so terminiert ist, schließt sowieso ab Ende April für die zahlenden Besucher bereits Montag bis Donnerstag um 13 Uhr die Kasse- und damit eine Stunde eher als schon 2017. Am Wochenende wird es komplett geschlossen sein. Ein Teamtag kann dann gern stattfinden- und natürlich als Arbeitszeit gewertet werden.

Zur Daseinsvorsorge gehört es auch nicht, die Öffentlichkeit mit "weitere Bahnen belegt" abzuspeisen, sondern konkrete, korrekte Angaben zu machen.

Es ist keine Daseinsvorsorge Bäder zu vermieten an private Betreiber von Schwimmschulen, wenn dadurch zum Beispiel Menschen mit Behinderungen weniger Wasserzeiten haben.

Seit zwei Jahren ist der "Größte Bäderbetrieb Europas" unter neuer Führung.

Mit Beginn der Sommersaison wird sich zeigen, ob sich die Berliner Bäderbetriebe in eine Service Offensive Zeit bewegen oder ob wieder fast sämtliche Hallenbäder gleichzeitig schließen und SchwimmerInnen sich schlechtes Wetter wünschen müssen um in Freibädern ihrem Gesundheitssport nachgehen zu können und mit ihrem Eintrittsgeld die Subvention senken können.

Wenn weiter Sozialräume unbeachtet bleiben, die teureren Bäder geöffnet bleiben oder eine Öffnung 10-14 Uhr gefeiert wird als Errungenschaft, dann ist klar, es geht weiter wie bisher.

 

Hoffen wir, dass wir in den Osterferien nicht vor geschlossen Bädern stehen.

Tagesspiegel Artikel

 

Kleine Anfragen, auf die sich der Artikel bezieht, von Marcel Luthe, FDP