Zum Thema "Schwimmbad Entwicklung" hatte das Kommunalpolitische Forum e.V. zu einer Diskussionsveranstaltung eingeladen.
Nach einer kurzen Vorstellung der Teilnehmer*innen, jeweils mit einem Statement, war man schon mitten in der Diskussion.
Es ging allerdings nicht um die "Schwimmbad Entwicklung"- also nicht um vergangene Bäderbauprogramme, deren Sinn und Wert, nicht um untergegangene Bäder und die Gründe, oder um die Zukunft von Bädern im Sinne von Bau, Attraktivierung oder um eine Gegenüberstellung von Sanierung vs Neubau, nicht um Funktionsbauten vs Freizeitbäder.
Die Diskussion führte schnell in eine Richtung, die wesentlich kleinteiliger war.
Ein kurzer Abriss zu Statements
Thomas Härtel, LSB, übte Kritik an den Informationen, die auf der Homepage der Berliner Bäderbetriebe zu wenig aussagt- "eingeschränkte Wasserfläche" sagt wenig über das, was in Bädern stattfindet. Das Bäderkonzept in seiner jetzigen Form, also Öffentlichkeitsbäder, Schul- und Vereinsbäder, Mischbäder) begrüßt er ausdrücklich.
Philipp Bertram, Sportpolitischer Sprecher Die Linke, möchte, mit der Koalition, das derzeitige Bäderkonzept überarbeiten. Mehr Daseinsvorsorge, Bezirke (fast) ohne öffentlich nutzbare Bäder seien nicht hinnehmbar.
Die Kommunikation der Politik mit den BBB Verantwortlichen sei außerordentlich intensiv und konstruktiv.
Matthias Oloew, Unternehmenssprecher BBB, meint, dass die Kommunikation bereits wesentlich verbessert ist, eine Kampagne wurde erarbeitet und die BBB hätten in der Vergangenheit einfach zu wenig Zuschüsse erhalten, er ist aber zuversichtlich, dass sich das zukünftig ändert. Dann könne man den Bäderbesucher*innen auch mehr bieten. Mehr Öffnungszeiten, mehr Service etc.
Ich habe in meinem ersten Statement, wie auch in den folgenden, zumindest gefühlt, nur ständig versucht, die Realität in Bädern darzustellen.
Manchmal komme ich mir vor, wie diejenige, die ständig nörgelt, aber anders scheint es nicht zu gehen.
Zunächst habe ich Herrn Härtel gebeten, die Homepage des LSB zu aktualisieren. Man kann nicht die BBB kritisieren, wenn man es selbst nicht besser macht. Darauf sagte er später, der LSB hätte zu den BBB verlinkt. Offensichtlich hatte ich mich mißverständlich ausgedrückt. Die Ansprechpartner (Angebote, Bäder, Regionale Beiräte, Stand 2014-2011) waren gemeint. Ich widersprach auch der Meinung zum jetzigen Bäderkonzept. Mal davon abgesehen, dass es nicht eingehalten wurde von Beginn an- ging und geht es zu Lasten öffentlicher Nutzung, wird das Bäderkonzept als Grund genannt, werden in Öffentlichkeitsbäder (ohne Schulen, Vereine) für öffentliche Nutzung Zeiten gekürzt, redet niemand mehr vom Bäderkonzept.
Natürlich habe ich auch der Darstellung widersprochen, dass die Kommunikation wesentlich besser geworden ist.
Sie ist aktueller, aber nicht aktuell. Sie ist völlig unzureichend im Dialog mit Bäderbesucher*innen. Sie ist fast immer nur fokussiert auf eine positive Darstellung statt ein Abbild der Realität zu sein.
Die Kampagne, deren Slogan bei Google eingegeben zu Antisemitischen, respektive deutlich rassistischen Organisationen führt, halte ich für völlig daneben. Nein, ich bin sicher nicht Zielgruppe, aber ich kritisiere massiv, dass nicht vorher mal eruiert wurde, was sich findet unter solchen Slogans.
Fragen und Anmerkungen aus dem Publikum:
Die, wie ich finde, wichtigste Einlassung betraf den Personalbedarf der BBB. Solange kein Personal gewonnen werden kann, sind alle Diskussionen über bessere Nutzungsbedingungen, Öffnungszeiten, Attraktivierungen etc. Makulatur.
Herr Oloew wiederholte die Einlassungen, die seit Jahren bekannt sind. "Der Markt ist leer". Es ist bedauerlich, dass immer nur Gründe genannt werden, warum was nicht gehen kann.
Die Idee, leerstehende Wasserflächen von Vereinen, Schwimmfirmen etc betreiben zu lassen, wurde abgelehnt mit dem Hinweis auf "Haftung wenn jemand ertrinkt etc".
Ich habe im Nachgang recherchiert. Dieser Einwand ist nur ein Grund, etwas nicht zu verändern. Es gibt sehr unterschiedliche Betreibermodelle, sogar in Berlin. Selbstredend ist ein Betreiber, egal ob kommunal oder privat oder gemeinnützig verantwortlich und kann Haftpflichtversicherungen abschließen, Fachpersonal einstellen etc.
Wirklich sauer war ich darüber, dass bei jeder Einlassung, jeder Frage, der Vertreter der BBB mit dem Kopf schüttelte und sogar sagte, dass das hier nur "in eine Richtung gehen würde".
Nein, es ging beileibe nicht in eine Richtung, es ging um Ideen zur Verbesserung für alle, es ging um die Vereinfachung z.B. des Tarifsystems.
Eine Dame erzählte als Nutzerin von ihren Erfahrungen (die ich eins zu eins teile und zigfach höre). An Kassen, z.B. von Freibädern, ist der längste Vorgang die Beratung wie man, je nach Konstellation der Besuchergruppe, am günstigsten ins Bad kommt. Rechnet man in Sommern wie 2018 nur eine Schlange von 200 Menschen, für jede Gruppe/ jede*n Besucher*in an Kassen nur eine Minute, hat man ungefähr eine Vorstellung von Wartezeiten und Arbeitsaufwand der Kassierer*innen. Es kam, nur als Beispiel, die Idee zweier Tarife, z.B. 1 Euro ermäßigt, 3 Euro Normalpreis.
Das war nur ein Beispiel. Das hatte die anwesende Dame auch gesagt.
Der als Zuhörer anwesende Herr Buchner, Sportpolitischer Sprecher der SPD, sagte dazu, wären die Preise so günstig, wäre die Schlange noch länger.
Ich hätte gern mit Herrn Buchner im Anschluss darüber gesprochen, leider stand er nicht zur Verfügung.
Diese Aussage hat mich so sehr geärgert, weil es nicht um "1 Euro" sondern um eine Vereinfachung geht.
Fazit: Die Diskussion war interessant, aber anders als erwartet. Negativ war, dass die BBB scheinbar sämtliche Problemursachen in mangelnden Zuschüssen sehen. Positiv war, dass endlich öffentlich diskutiert wurde.