Ich wurde mehrfach gefragt, was man schreiben muss, kann oder soll, wenn man dem Bebauungsplan in der jetzigen Form widersprechen möchte.
Worum geht es?
"Ziel des Bebauungsplans 7-88 für das Grundstück Ankogelweg 95 im Bezirk Tempelhof-Schöneberg, Ortsteil Mariendorf, ist die Festsetzung einer Gemeinbedarfsfläche für den Neubau eines Multifunktionsbades der Berliner Bäder-Betriebe samt Außenanlagen als Ersatz für das derzeit auf dem Grundstück befindliche Kombibad Mariendorf."Die gesamten Infos findet man hier
Ganz kurz zusammengefasst: derzeit ist ein echtes Freibadbecken nicht vorgesehen. Grund soll die nicht Finanzierbarkeit sein.
Das heißt, solange es so geplant wird, werden beide 50 Meter Becken im Außenbereich ersatzlos wegfallen, geplant ist ein 150 Quadratmeter Warmbecken (ca 12 Meter) zum durchschwimmen von innen nach außen. Derzeit ist die Idee, dass Freibadbesucher des heutigen Kombibad Mariendorf, 40 tausend Quadratmeter, in das Sommerbad Mariendorf an der Rixdorfer Straße gehen sollen, ca 20 tausend Quadratmeter.
Das betrifft nicht nur die Schwimmer*innen im Bezirk, sondern alle. Es würde überall enger, weniger Möglichkeiten zum schwimmen. Deshalb sollten möglichst viele widersprechen.
Nette Leser*innen des Blogs hat mir ihre Ausführungen als Beispiel zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür.
Man kann alle Begründungen nutzen oder auch die, die man für richtig hält.
Betrifft Bebauungsplan 7-88, Stellungnahme 01
Bezug (wenn gewünscht) Nutzer*in des Kombibades
Widerspruch gegen den Bebauungsplan 7-88
Begründung
Adressat
Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg von Berlin
Abt. Stadtentwicklung und Bauen, Fachbereich Stadtplanung
10820 Berlin
Fax: 030 90277-7852
E Mail: stadtplanung@ba-ts.berlin.de
Widerspruch
Hiermit lege ich gegen den Bebauungsplan 7-88 Widerspruch ein.
Begründung:
1.
Der vorgelegte Bebauungsplanentwurf stellt eine gravierende
Verschlechterung der gegenwärtigen Situation vorallem im Außenbereich des
Kombibades Mariendorf dar: Ein kleines Warmbecken ist doch wohl kein
adäquater Ersatz zu den jetzigen zwei 50-m-Außenbecken.
Im Bäderkonzept des Senats ist vom Erhalt "alle[r] Hallen- und
Sommerbäder" die Rede. Ein dratisch verkleinerter Außenbereich wäre zwar
eine formale Einhaltung dieses Ziels, aber in Wirklichkeit eine
Mogelpackung.
Die weiteren Ziele wie "ortsnahe Versorgung" und Förderung der
Schwimmfähigkeit unter der Bevölkerung lassen sich mit nur noch einem
50-m-Becken am Standort Ankogelweg deutlich schlechter erreichen.
(Der "beispielhaften Visualisierung" ist auch nicht zu entnehmen, ob
50-m-Becken im Bereich "Sportbad" überhaupt regulär den normalen
Badegästen zur Verfügung stehen wird.)
2.
Damit im Zusammenhang stehen die vorhandenen großzügigen Wiesen- und
Liegebereiche, die schon für sich genommen einen gewichtigen
Erholungswert haben. Aus den veröffentlichten Unterlagen geht leider nicht
eindeutig hervor, daß diese im vollen Umfang erhalten bleiben.
Wenn die Bäderbetriebe als Grund für diese Verkleinerung
(momentane) finanzielle Gründe angeben, so kann dies doch wohl keine
tragfähige Grundlage für eine langfristige, über Jahrzehnte bestehende
Planung abgeben! (Eine Überwindung der finanziellen Engpässe
bei den Bäderbetrieben ist in Zukunft immerhin denkbar.)
Die "beispielhafte Visualisierung" umfaßt leider nicht die kompletten
Außenbereiche, so daß unklar bleibt, was dort weiter angedacht ist.
Hier muß die gesamte Fläche als zum Bad gehörige Liege- und Spielwiese
erhalten bleiben.
3.
Der geforderten Nachhaltigkeit entspricht der komplette Abriß und Neubau
eines gut 45 Jahre alten Baus sicher nicht. Hier müßten schonendere
Alternativen der Sanierung geprüft werden, wie sie andernorts schon
erfolgreich ausgeführt wurden. Technische Erneuerung, ökologische
Nachhaltigkeit und behutsamere Sanierung lassen sich auch im vorhandenen
Gebäude realisieren.
4.
Überhaupt nicht mit den Verkleinerungsplänen (die, so ist zu befürchten,
zu geringerer Nachfrage führen könnten) zu vereinbaren scheint es
hingegen, PKW-Stellplätze über die vorhandenen hinaus zu schaffen.
Hier wäre auf das Berliner Bäderkonzept zu verweisen, was die zentrale
Bedeutung einer guten Nahverkehrsanbindung bei Multifunktionsbädern
betont.
Aus all diesen genannten Gründen widerspreche ich dem vorliegenden
Bebauungsplan 7-88.
1. Der Neubau des MFB widerspricht den Richtlinien des Senats, die im Berliner Bäderkonzeptes 2025 definiert sind, da das Sommerbad entfällt.
Im Berliner Bäderkonzept 2025 unter Punkt 4.1 Betrieb:
„Der Senat erwartet von den BBB, dass der eingeleitete Weg zur Erhöhung der Wirtschaftlichkeit der BBB konsequent weiterverfolgt wird, ohne den ortsnahen Versorgungsauftrag außer Acht zu lassen.“
Unter Punkt 4.2 Bäderinfrastruktur, Vorhalten einer öffentlichen Bäderinfrastruktur als Aufgabe des Landes Berlin:
„Die Sanierung der Hallenbäder wird insbesondere unter
energetischen Gesichtspunkten
fortgeführt. Ziel des Senats ist
es, alle Hallen- und Sommerbäder zu
erhalten.“ (Richtlinien
der Regierungspolitik 2011-2016).
Durch den Wegfall des Sommerbades wird sowohl der ortsnahe Versorgungsauftrag außer Acht gelassen, als auch der geforderte Erhalt des Wasserflächenangebotes des Sommerbades ignoriert.
Aus vorgenannten Gründen widerspreche ich dem B-Plan 7-88.
2. Die Anbindung des geplanten Multifunktionsbad an den ÖPNV widerspricht den Festlegungen im Berliner Bäderkonzept 2025, da es nicht direkt an den schienengebundenen Nahverkehr angebunden ist.
Unter 4.2 Bäderinfrastruktur, Ableitung für eine künftige öffentliche Bäderstruktur ist festgelegt:
„……Die Standorte würden so gewählt, dass sie über eine möglichst optimale Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr verfügen, aber auch mit dem Auto gut erreichbar wären……..“
Unter A Ersatzbau Multifunktionsbad Mariendorf
„…..Die Anbindung an den Öffentlichen Nahverkehr ist von zentraler Bedeutung, wie das Beispiel Schwimm- und Sprunghalle im Europasportpark (SSE) zeigt: Weil der S-Bahnhof Landsberger Allee vor der Tür liegt, spricht dieses Bad Kundinnen und Kunden aus der ganzen Stadt an……“
Die nächste U-Bahn „Alt-Mariendorf“ ist ca. 2,5 km entfernt, nächste S-Bahn „Buckower Chaussee“ ist ca. 1,5 km entfernt und die U-Bahn „Johannisthaler Chaussee“ ist ca. 4 km entfernt.
Auf dem Mariendorfer Damm gibt es Ecke Ankogelweg eine Bushaltestelle.
Die Anbindung an den ÖPNV Netz ist nur über den Bus gegeben, das ist alles andere als optimal und für den Standort eines MFB, das für alle Berliner gut zu erreichen sein soll, ungenügend.
Aus vorgenannten Gründen widerspreche ich dem B-Plan 7-88.
3. Als Grund für den Neubau des MFB, bei Abriss des bestehenden Kombibades, wird Sanierungsbedürftigkeit, überholte Technik und ein veraltetes Badkonzept genannt.
Das ist aber kein zwingender Grund für einen Abriss
Der Badtyp aus den 70ger Jahren lässt sich sanieren, wie auch das Kombibad Spandau-Süd durchgeführt.
Natürlich muss dazu der Großteil der Technik erneuert und auf einen energiesparenden Standard gebracht werden und die Außenhaut mit den erforderlichen Dämmwerten teilweise neu erstellt werden (Glasflächen).
Ein „modernes“ Bad besticht nicht durch gerundete Ränder der Wasserflächen, sondern durch die vielfältigen Angebote von kompetenten Personal für Schwimmen, Tauchen, Spiel im und neben dem Wasser, Gymnastikkurse usw.
Ob die Wasserflächen gerundet oder gerade begrenzt sind ist nicht das Entscheidende – das Element Wasser mit seiner Schwerelosigkeit ist sowieso nicht zu überbieten- sondern die Aktivitäten im und unter Wasser, zu denen der Besucher durch vielfältige Angebote angeregt werden muss.
Das Kombibad kann durch Ergänzungsbauten mit heute notwendig gewordenen Funktionsbereichen ausgestattet werden. Außerdem besteht die Möglichkeit auf dem Dach den Saunabereich zu erweitern.
Denn: den negativen ökologischen Fußabdruck, der durch den Abriss des bestehenden Bades entstehen würde, dürfen wir heute nicht mehr hinterlassen!
Da das Multifunktionsbad mit Mitteln des Sondervermögens SIWANA, dem “Sondervermögen Infrastruktur der wachsenden Stadt und Nachhaltigkeitsfonds“ finanziert werden soll, würde der Abriss auch der Nachhaltigkeitsverpflichtung widersprechen – denn nachhaltig ist der Abriss des bestehenden Bades nicht.
Aus vorgenannten Gründen widerspreche ich dem B-Plan 7-88.
Und hier ist mein Widerspruch
Widerspruch gegen den Bebauungsplan 7-88
Begründung
1. Der Neubau des MFB widerspricht den Richtlinien des Senats, die im Berliner Bäderkonzeptes 2025 definiert sind, da das Sommerbad entfällt.
Im Bäderkonzept 2025 ist der „ortsnahe Versorgungsauftrag“ fest gelegt. Das wird bei der derzeitigen Planung völlig außer Acht gelassen. Ebenso ist eine der Grundaussagen des Bäderkonzept 2025
„Ziel des Senats ist es, alle Hallen- und Sommerbäder zu erhalten.“ Das derzeitige Kombibad Mariendorf hat insgesamt drei 50 Meter Becken. Derzeit ist nur ein 50 Meter Becken in einer Halle
geplant.
Ein Neubau ohne mit, mindestens einem 50 Meter, Außenbecken versehenem Freibad widerspricht der Basis des Bäderkonzept 2025, auch wenn es einen Beschluss gibt, das Bäderkonzept zu modifizieren.
Gerade der Beschluss der Regierungskoalition stellt die Daseinsvorsorge wieder in den Vordergrund.
Weder ein „150 Quadratmeter Warmbecken“ noch mehrere kleinere Becken sind ein Ersatz für ein Schwimmbecken. In Anbetracht von einer konstant hohen Nichtschwimmerquote muss darauf geachtet werden,
dass erworbene Kenntnisse auch angewandt werden können.
2. Die ÖPNV Anbindung des geplanten Multifunktionsbad widerspricht den Festlegungen im Bäderkonzept 2025, da das bestehende Bad nicht direkt an den schienengebundenen Nahverkehr angebunden ist
und es keine Vorplanung zum Ausbau des ÖPNV gibt.
Am Halt „Ankogelweg“ hält nur ein Bus, von der Bushaltestelle sind es heute zu Fuß ca 250 Meter. Der nächste U Bahnhof ist ca. 3 Kilometer weit entfernt, zu Fuß gut 45 Minuten. Ein S Bahn Halt
ist an der „Buckower Chaussee“ , knapp zwei Kilometer entfernt, ein Fußweg von gut 25 Minuten. Weitere Buslinien halten „Mariendorfer Damm/ Buckower Chaussee“, Fußweg ca 10 Minuten.
Eine derartig unzureichende Anbindung an den „schienengebundenen Nahverkehr“ steht dem Standort Ankogelweg entgegen.
3. Planung von Parkplätzen statt Tiefgarage
Diese Planung widerspricht dem Erfordernis der Nachhaltigkeit. Versiegelte Fläche statt zum Beispiel einer Grünfläche ist wenig zukunftsorientiert.
4. Der Erhalt der kompletten heutigen Grünfläche (Liegewiese) muss schriftlich fixiert sein.
Aus dem derzeitigen Entwurf geht nicht konkret hervor, wie viel Liegefläche erhalten werden soll. Insbesondere die Tatsache, dass derzeit kein adäquates Freibadbecken geplant ist, lässt die
Schlussfolgerung zu, dass bei Wegfall des echten Sommerbads man auch keine Liegewiese dieser Größe mehr braucht. Liegeflächen, bestehend aus Rasen und Bäumen bedeuten mehr als nur eine
Freibadwiese. Stadtgrün.
Als Wunsch formuliert, bitte ich darum, die Entscheidungen im Bezug auf die Namensgebung eines künftigen Schwimmbads in Mariendorf in die Planungen aufzunehmen. Sowohl die Berliner Bäderbetriebe als auch der Senat und das Bezirksamt unterstützen als zukünftigen Namen des Multifunktionsbads "Helene Lewissohn Bad". Helene Lewissohn wurde unter dem Naziterror enteignet und nie entschädigt. (Mehr dazu: https://www.schwimm-blog-berlin.de/seebad-mariendorf/familie-lewissohn/) Der Name sollte, insbesondere im Beteiligungsverfahren, den Bürgerinnen und Bürgern so gleich nahe gebracht werden. Das Gelände des heutigen Kombibad Mariendorf war außerdem bis ca. 1939 im Besitz der Jüdischen Gemeinde und ein projektierter jüdischer Friedhof. Ein Umstand, der zumindest erwähnt werden sollte.
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