Im heutigen Sportausschuss im Rathaus Schöneberg war der Vorstandsvorsitzende des Größten Bäderbetrieb Europas,Herr Andreas Scholz-Fleischmann, zu Gast.
Leider hatte ich den Tagesordnungspunkt " Berliner Bäderbetriebe - Bilanz & Ausblick" auf den Bezirk bezogen.
Es ging allerdings um allgemeines Fazit.
Ich habe mitgeschrieben und fasse hier mit meinen eigenen Worten und Zitaten"--" zusammen was gesagt wurde und was ich zum Gesagten denke.
Kundenservice und Öffnungszeiten verbessern war ein Ziel
Herr Scholz-Fleischmann sagte, dass er eine Art Bilanz darstellen möchte und begann damit, dass er über seine Vorgänger weder schlecht reden möchte, noch sich ausführlich zur Vergangenheit vor seiner Zeit äußern möchte. Dennoch merkte er an, dass die Berliner Bäderbetriebe ein Jahr ohne Vorstandsvorsitzenden gewesen sei und das dies eine zu lange Zeit war.
Als Berliner kannte er natürlich die BBB schon vor Antritt als Vorstandsvorsitzender.
Er sagte: "Auf meiner Agenda standen besserer Kundenservice und bessere Öffnungszeiten".
Paradigmenwechsel
Der Bäderchef sagte, dass die Bäder auf Verschleiß gefahren wurden in den letzten 15 Jahren.
Er sagte, die Schließung der Schwimmhalle Holzmarktstraße sei "überraschend" gekommen.
Nun sei man so aufgestellt, dass in einem 10 Jahres Plan Sanierungen in Angriff genommen werden.
Außerdem werde es einen Unternehmensvertrag geben. Das heißt, Leistung, die bestellt wird, müsse auch bezahlt werden. (Ähnlich wie bei der BVG)
In der Vergangenheit sei es so gewesen, dass die Zuschüsse immer weiter erhöht wurden, aber nicht ausgereicht hätten.
Das werde sich ändern.
Derzeit würde der Unternehmensvertrag geprüft, er sei aber zuversichtlich.
Personal - weniger Schließungen
Herr Scholz-Fleischmann sagte, es seien allein zwei Personen im Unternehmen damit beschäftigt, "spontane Schließungen" zu verhindern, in dem das Personal in verschiedenen Bädern eingesetzt werde, so hat man die meisten solcher Schließungen verhindern können. Es führen jetzt "nur noch etwa 10% der zum Beispiel krankheitsbedingten Ausfälle zu Schließungen"
Er sagte:" Zu mir kommen Leute und sagen, ihr Bad sei geschlossen, das verstehe ich nicht, es ist ja nicht (mehr) so".
Er wiederholte die Aussage aus (allen) anderen Ausschüssen (Abgeordnetenhaus, andere Bezirke). Es bestehe ein Fachkräftemangel, dem man entgegen wirke mit Ausbildung, Weiterbildung und Fortbildung. Personalbedingte Schließungen sollen damit Vergangenheit sein. Die "technischen Schließungen" könne man aber auf die Schnelle nicht verhindern. Unsere Bäder sind alt, da käme ein Rohrbruch mal vor.
Sanierungen
Der Chef des Größten Bäderbetrieb Europas sagte: "Was in 15 Jahren angewachsen sei, kann man nicht binnen zwei Jahren ändern".
Das Wellenbad Spreewaldplatz werde erst ab Februar 2020 saniert, im Januar soll die Leichtbauhalle auf dem Gelände des Sommerbad Kreuzberg fertig gestellt sein.
Attraktivierung statt Sanierung in für Gäste unsichtbaren Bereichen
Die Nutzergruppen seien ganz unterschiedlich.
Da gäbe es die "Fliesenzähler*innen" und Familien. Erstere beschweren sich, dass sie nicht sportlich schwimmen können, Familien oder auch ältere Leute beschweren sich, dass Sportschwimmer*innen stören.
Die Berliner Bäder seien fast alle nur auf Sportschwimmen ausgerichtet, das wolle man ändern.
Meine Meinung: Baut so viele Kletter wände wie ihr wollt. Ich halte es allerdings nicht für Daseinsvorsorge schwimmen nur als Teil eines Schwimmbades zu sehen und dazu noch diesen Teil immer weiter zurück zu drängen. Kletterwände in Bädern können nur von guten Schwimmern genutzt werden. Wo wird man gut im Schwimmen, wenn nicht im kommunalen Bad? Btw: Wußtet ihr, dass es noch freie Kursplätze Schwimmunterricht für Erwachsene und Kinder gibt, z.B. beim BSV Friesen. Guckt mal
Bäder- ein emotionales Thema
Die einen wollen mehr Bahnen, die anderen nicht. Die einen beschweren sich über zu kaltes, andere über zu warmes Wasser.
Herr Scholz-Fleischmann sagte: "die Politik ist in den vergangenen Jahren unterschiedliche Wege gegangen." Das sei nicht immer einfach gewesen.
Er ging dann auf die teilweise nicht gut funktionierende Kommunikation zwischen den Beteiligten ein. (Gemeint waren u.a. regionale Beiräte, Beteiligte aus dem organisiertem Sport und aus der Politik). "Kommunikation ist keine Einbahnstraße".
Meine Meinung: ein kommunaler Betreiber muss die Kosten gering halten. Jedes Grad wärmer kostet, von der Umwelt ganz zu schweigen. Legt den Fokus auf Schwimmkultur. Wer sich bewegt, friert nicht. Baden kann man in Thermen.
Ich kann verstehen, wenn man ein paar Bäder hoch heizt, aber dann bitte verteilt über die Stadt, nicht zentriert. Oder macht es wie andere Kommunen. Warmbadetage.
Und, volle Zustimmung: Kommunikation ist keine Einbahnstraße. Ergänzend: Kommunikation mit den zahlenden Bäderbesucher*innen gehört zum Kundenservice. Nicht nur Kommunikation mit dem organisierten Sport.
Zukünftiger Vorstandsvorsitz
Der Chef der Berliner Bäderbetriebe teilte mit, dass am 10.04. eine Ausichtsratssitzung stattfindet. In dieser werde der/ die neue Bäderchef*in vermutlich benannt. Vorher gäbe es eine Sitzung mit dem Personalrat. Die Bekanntgabe werde aber voraussichtlich erst Anfang Mai sein. Arbeitsaufnahme hänge dann von der Verfügbarkeit der neuen Führungsspitze ab.
Fragerunde
Die für mich wichtigste Frage stellte Hagen Kliem, CDU
Herr Kliem sagte, er habe da ein kleines Verständnisproblem.
Es sei doch eine interne Sache, welche Probleme die Bäderbetriebe haben. Das Unternehmen sei ein Dienstleistungsunternehmen der Daseinsvorsorge. Da gehe es in erster Linie darum, diese Dienstleistung auch anzubieten.
Er sagte: "Die Ansprüche der Menschen an Daseinsvorsorge sind gewachsen." (Anmerkung hier von mir: das sagen BBB auch).
Frage: "Denken sie, dass die Berliner Bäderbetriebe eines Tages diesen gewachsenen Ansprüchen an Daseinsvorsorge gerecht werden, Service bieten werden? Konkret, als Vision für die Zukunft, rund um die Uhr geöffnete Bäder oder ein Bad"?
Frage:" Kommen wir da hin, dass wir und die Berliner*innen sagen können, wir sind stolz auf unsere Bäder?"
Antwort des Bäderchefs: Ich definiere Daseinsvorsorge anders. Ein privater Betreiber kann auch für 6 oder 10 Besucher*innen ein Bad öffnen. Ein kommunaler Betreiber hat andere Aufgaben als für eine Person, die nachts um eins schwimmen will, ein Bad zu öffnen.
Die Öffnungszeiten seien angepasst worden an die Besucherauslastung. Anfangs hätte das Protest erzeugt, mittlerweile sei es aber akzeptiert, dass zum Beispiel das Frühschwimmen von 6 Uhr auf 6.30 Uhr gelegt worden sei.
Meine Meinung: Es fehlt Unternehmenskultur. In anderen Städten feiert man Jubiläen. Man feiert sogar wenn Bäder vom Netz gehen (müssen). In unserer Stadt gehen Bäder unter.Statt Bilder unserer wunderbaren Bäder zu posten, nutzen BBB "Symbolbilder".
Unsere Bäder sind quasi unsichtbar. Am 07.03. wurde das Stadtbad Tempelhof 55. Nichts wies darauf hin- Am 07.04. wird das Kombibad Mariendorf 44. 60. Geburtstage von Bädern wurden verpasst usw. Und weil ich finde, dass Bäder sichtbar werden müssen, habe ich u.a. mit dem Regierenden gesprochen und ein Gespräch mit Visit Berlin ist avisiert.
Ich: Mal abgesehen davon, dass ich zur Personalfrage deutlich widerspreche. Es gibt da teilweise Bewerbungen, Wünsche nach Fort- und Weiterbildung, die keine Reaktion erhalten. Es geht hier mal nur um vorhandenes Personal. Mit Bezug zum Bezirk. In den letzten Jahren wurde nach und nach die Öffnungszeit im Sommerbad Mariendorf gekürzt.
Warum wird das vorhandene Personal nicht gerecht verteilt? Am konkreten Beispiel: Stammpersonal Stadtbad Lankwitz plus Saisonkräfte und die Mitarbeiter*innen, die aus anderen Hallen kommen. 50% in den Insulaner, 50% in die Rixdorfer Straße. Im Nachbarbezirk gibt es drei Sommerbäder, plus Badestellen. Es ist kein Argument, zu sagen, hier gäbe es ja das Sommerbad Kombibad Mariendorf.
Antwort vom Chef des Größten Bäderbetrieb Europas: zu Personalentscheidungen werde ich hier nichts sagen.
Meine Meinung: Wer Öffnungszeiten kürzt, muss mit Besucherschwund rechnen. Besucher*innen halten wäre oberstes Ziel, neue dazu gewinnen ein weiteres Ziel. Besucher*innen, die nach vielen Enttäuschungen nicht mehr kommen zurück zu gewinnen, ist schwierig bis unmöglich.
Seniorenvertretung: Bezugnehmend auf die kürzlich veröffentlichten Ergebnisse der Sportstudie: Die Leute wollen individuell ihren Sport ausüben, schwimmen steht dabei ganz oben. Es komme oft vor, dass Vereinszeiten nicht ausgelastet seien, ob es einen Interessensausgleich gäbe?
Antwort vom Chef der Berliner Bäderbetriebe: Man sei verpflichtet dazu, 50% der Öffnungszeiten der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. Dieser Pflicht komme man nach.
Ich hatte dazu vor kurzem einen Blogbeitrag geschrieben
Bezirkssportbund: Ist es richtig, dass die Freizeitbäder, drei an der Zahl, durch die hohe Beanspruchung schneller verschleißen, das sei ja auch eine Kostenfrage solche Folgekosten zu stemmen.
Antwort Herr Scholz-Fleischmann: ja, die Kosten sind höher.
Die Linke: Gibt es Möglichkeiten das Stadtbad Tempelhof an Sonntagen für die Öffentlichkeit zugängig zu machen?
Hierzu gab es keine konkrete Antwort.
Schwimmverein BSV Friesen: Gibt es die Möglichkeit erst zu bauen auf dem Gelände Kombibad Mariendorf und dann abzureissen? Was ist mit der Option Traglufthalle Sommerbad Mariendorf?
Antwort Herr Scholz-Fleischmann: nein, man kann kein Bad auf dem Gelände vorher bauen. Erst Abriss, dann Neubau. Der Bäderchef führt einiges aus im Bezug auf das Sommerbad Kreuzberg (Leichtbauhalle) zu Traglufthallen im Allgemeinen (es käme auf Untergrund an und weiteres) und sagt dann, dass in der Rixdorfer Straße eine Traglufthalle möglich sei.
Fazit:
Schade, dass es nicht um die Bäder im Bezirk ging.
Deshalb hier ein Hinweis: Gespräch zum Multifunktionsbad Mariendorf
am 02.04.2019 19.30 Uhr
Teilnehmer*innen u.a.: Pressesprecher BBB, Florian Graf (CDU, MdA). Ort: Adlermühle (Vereinsheim der Friesen), Buchsteinweg 32-34, 12107 Berlin