Am 27.02.2019 wurden zwei majestätische Schwäne als erste Gäste in diesem Jahr im Sommerbad Mariendorf an der Rixdorfer Straße gesehen und fotografiert.
Sehr wahrscheinlich kam das Schwanenpaar vom Blümelteich im Volkspark Mariendorf.
Die Mariendorfer*innen werden sich erinnern. Vor einigen Jahren wurden im Volkspark Mariendorf Schwäne gequält. Mit Dartpfeilen beschossen. Es war grausam. Zur Freude aller haben sich wieder Schwäne am Blümelteich angesiedelt.
Der Teich wurde trocken gelegt und wird ausgebaggert. Dort finden seit ein paar Wochen Sanierungsarbeiten statt.
Na, die allersten Schwimmbadgäste waren sie nicht. Enten, ein Fuchs, ein paar Eichhörnchen, um nur ein paar zu nennen, waren schon dort. Diese Tiere kommen oft über den Herbst und Winter in Freibäder. Schwäne dagegen sind eher selten.
Es fehlt an Startbahn zum fliegen. Ich bin keine ausgewiesene Tierexpertin,eher im Gegenteil, ich habe keine Ahnung, deshalb musste ich mein Schulwissen (lange her, sehr lange) auffrischen lassen. Von Menschen, die sich auskennen. Und war alarmiert.
Am 27.02. habe ich deshalb die Berliner Bäderbetriebe (BBB) und auch das zuständige Ordnungsamt(OA) informiert. Seitens der BBB kam sofort eine Antwort. Die zuständige Bädermanagerin, Frau K., wolle man informieren. Vom OA kam nur eine automatische Antwort.
Zwei Wochen passierte nichts. Immer mehr Anwohner*innen machten sich Sorgen. Ich bekam eine Menge Mails, Anrufe und Bilder.
Einige Stammbesucher*innen des Sommerbads kamen ins Grübeln, warum nichts passiert. Schwäne geniessen Schutz in der Brutzeit (März- Juni). Was, wenn die Schwäne zur Sommersaison noch im Bad sind? Dann könnte das Bad nicht vorbereitet werden und die Saison fiele ins Wasser...
Meine Wege führen fast täglich und das meist mehrfach direkt am Schwimmbad vorbei und musste einige Male Menschen erklären, dass man kein Brot füttern sollte. Die Schwäne waren zunächst im Nichtschwimmerbecken, allerdings auch immer mal wieder weiter vorn, sehr nah am Zaun. Einmal erwischte ich Leute, die Latten werfen wollten.
Es waren immer zwei Schwäne. Schwäne bleiben ein Leben lang zusammen.
Mal im Nichtschwimmerbecken, mal unterwegs auf dem Gelände, mal im Schwimmerbecken. Zwei Mal sogar wieder auf Höhe des Planschbecken (das ohne Wasser ist), immer beide zusammen.
Die Schwäne wurden gefüttert von Personen, die am Nichtschwimmerbecken waren. Dort stand, u.a., eine dunkle (schwarz?) Schale am Rand und Person(en?) hielten den Tieren etwas hin.
Am 14.03. bin ich dann persönlich im Rathaus Tempelhof vorstellig geworden. Man schickte mich zum Veterinäramt. Die Mitarbeiterin hatte sofort Zeit für mich, nahm die Meldung schriftlich auf und bat mich, die Mail noch einmal zu senden.
Bei Gesprächen im Park bekam ich von einigen Infos, an wen man sich noch wenden kann. Einige hätten auch schon NABU, Tierschutz und vor allem ein Schwanenschutz Komitee eingeschaltet. Ebenso die Wildtierrettung.
Ich rief beim Umweltamt an, schrieb ebenfalls an Nabu, außerdem bat ich Abgeordnete, Stadträtin und weitere um Hilfe.
Es gibt einige, die bei Ämtern und weiteren um Hilfe gebeten haben, ich schildere hier nur, was ich persönlich auch gesehen und getan habe und auch genau so bezeugen kann.
Eine Mitarbeiterin vom Umweltamt hat sich sehr viel Zeit genommen, mir noch einiges erklärt. Sie hatte bereits Kontakt zu den BBB. Man wolle die Tiere "vergrämen". Ein erschreckendes Wort, aber eben nicht unüblich wie ich erfuhr.
Futter für die Schwäne
Ich hatte mich zwar gewundert, dass einerseits die Tiere gefüttert wurden, andererseits vertrieben werden sollen, aber es ist ja auch beruhigend, wenn Menschen, die Zugang zum Gelände haben, sich lieb um die Tiere kümmern.
19.03.2019 Der Tagesspiegel Leute Newsletter berichtete über die Schwäne im Sommerbad.
Die BBB wurden von mir erneut angeschrieben. Es kam eine sehr launige Antwort.
Am 07.04. gegen 15 Uhr sah ich die beiden Schwäne zum letzten Mal zusammen.
Am Abend des Sonntags wurden sie dann am ausgebaggerten Blümelteich entdeckt. Eines der Tiere steckte im Schlamm. Feuerwehreinsatz.
Es hieß, ein Schwan sei verelendet. (Bestätigt wurde dieser Umstand mittlerweile vom Umweltamt. Eine Mitarbeiterin hatte mich Freitag, 12.04., abends, angerufen)
Angebote der Wildtierrettung, beide Tiere in einen See umzusetzen, wurde von den Berliner Bäderbetrieben abgelehnt.
09.04. Ein Tier ist im Sommerbad.
E Mail am 11.04. an BBB
Antwort BBB am 11.04.
Ich hatte heute auf der Pressekonferenz (Berliner Bäderbetriebe) gefragt, was nun passieren soll.
Der Staatssekretär lachte, als er von den Schwänen im Bad hörte und sagte "Eintrittskarten verkaufen".
Der Unternehmenssprecher: In der Woche nach Ostern würde man sich darum kümmern, sonst könne man das Bad ja nicht öffnen, wenn die Schwäne dort brüten.
Das ist nicht witzig. Gar nicht.Und es ist des Größten Bäderbetrieb Europas unwürdig, Tieren nicht rechtzeitig zu helfen.
Ein Schwan allein brütet nicht. Wenn Schwäne brüten, sitzt das Weibchen die gesamte Zeit auf den Eiern und das Männchen füttert und schützt sie.
Nun ist ein Schwan tot. Der andere allein. Ein trauriges Ende.
An dieser Stelle ein deutliches Danke an die Mitarbeiterinnen im Veterinär und im Umweltamt.Es wurde wirklich versucht, zu helfen.
Danke der Wildtierrettung, die mehrfach angeboten hatte den Tieren unkompliziert zu helfen.
Danke all denen, die sich reingehängt haben, Ämter etc informiert haben.
Chronologischer Ablauf - vom 27.02. bis 07.04.2019 waren es immer zwei Schwäne
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27.02.: Berliner Bäderbetriebe (BBB) und zuständiges Ordnungsamt im Bezirk informiert
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27.02.: Antwort BBB: man kümmere sich
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14.03.: persönliche Vorsprache Ordnungsamt /Veterinär. Dort wusste man nichts von einer Mail. Formular ausgefüllt bezüglich Tierwohl, erneuter Mailversand
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14.03.: Abgeordnete aus dem Bezirk, Bezirksverordnete, zuständige Stadträtin per Mail um Hilfe gebeten
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15.03. Antwort eines AGH Abgeordneten, Herr B., der die Stadträtin fragen will
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18.03.: erneute Mail an BBB
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18.03.: Kontaktaufnahme Tierschutzverein, deren Meinung: Schwäne verlassen von sich aus den Ort
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18.03.: Kontaktaufnahme Frau S.B. und Frau H. Umweltamt (Bezirk)
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19.03.: (Mein) Telefonat und anschließende Mail, Frau H.vom Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg/ Umwelt- und Naturschutzamt
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19.03: Antwort von BBB: Tiere werden „vergrämt“
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19.03.: Tagesspiegel Lokal Newsletter berichtet. „Laut der Landestierschutzbeauftragten, Diana Plange, drängt die Zeit sehr, die Tiere zum Umzug zu bewegen. Es müsse sofort geschehen“
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20.03.: Mail an Gruppenleiter NABU BG Steglitz-Tempelhof
- 21.03.: Antwort Nabu: Tenor, nicht zuständig, Tipp, Umweltamt im Bezirk informieren (am 19.03. passiert)
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25.03: Schwanenschutz Komitee und Wildtierrettung in Oranienburg wurden informiert. Dort besteht Bereitschaft ohne Entstehung von Kosten, die Tiere umzusetzen.
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29.03: Wildtierrettung Oranienburg teilt mit, BBB gewähren keinen Zutritt, BBB würden sich selbst kümmern
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07.04.(abends): Die Schwäne sind zum (fast trocken gelegten) Blümelteich zurück gelangt. Viele Schaulustige sehen, dass eines der Tiere feststeckt. Anwohner*innen rufen Feuerwehr. Ein Schwan verelendet.
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09.04: Nur noch ein Schwan im Sommerbad Mariendorf. Das Tier ist allein seither. Es trauert sichtbar.
Update 12.04.2019: Der Tagesspiegel berichtet
Update 16.04.2019
Im Tagesspiegel Newsletter schreibt S. Kneist über die Schwäne
Die Wildtierrettung hat den Berliner Bäderbetrieben erneut angeboten zu helfen. Wenigstens der verbliebene Schwan sollte umgesetzt werden.
Update 17.04.2019
Nachdem es erst so aussah, als würde sich zumindest für den verbliebenen Schwan eine Lösung anbahnen,fehlt eine Genehmigung. Wochen nachdem zum ersten Mal Ämter, Behörden und BBB informiert wurden