"Prahl nicht heute; Morgen will
dieses oder das ich tun! Schweige doch bis morgen still,
sage dann: Das tat ich nun"
Der Ausspruch stammt von Friedrich J.M. Rückert, einem Sprachgenie.
Ja, ok, von Sprachgenialität sind die Berliner Bäderbetriebe noch sehr weit entfernt.
Rückerts Ausspruch meint, dass man doch besser erst mal etwas macht und dann damit wirbt. Und genau das möchte ich der Berliner Bäderpolitik so manches Mal zurufen.
So bei der APP, die weiter Fehler aufweist. So bei merkwürdigen Beiträgen mit noch seltsameren Daten und auch bei einigen anderen Versprechungen wäre es mir lieber, sie würden nicht gemacht, wenn sie nicht gehalten werden oder nur drüber geplaudert werden soll.
Es gibt allerdings Informationen, auf die hat die Öffentlichkeit ein Anrecht und das nicht erst drei bis einen Tag vorher.
Was ist der Plan? Was ist spontan?
- Wettkämpfe, die Vereine durchführen, werden im Voraus geplant und nicht erst am Tag vorher.
- Dienstpläne müssen 6 Wochen vorher feststehen, also stehen dann auch die (erweiterten) Öffnungszeiten fest
- Baumaßnahmen und Ersatzteile werden geplant
- Schließzeiten (Wartungen) stehen nicht erst 1 Woche vorher fest
- Die meisten Verlängerungen von Schließungen ergeben sich nicht am Tag vor der angekündigten Wiedereröffnung
- Erkrankung von Mitarbeitern sind spontan
- Einige technische Probleme sind spontan (längst nicht alle, die Zustände der Bäder sind bekannt)
- Akute Ausfälle von Bauteilen
Kommunikationsregeln
Seit Bestehen der Berliner Bäderbetriebe, also seit 1996, werden geplante Wettkämpfe angekündigt wenn sie angekündigt werden. Früher am Bad. Heute manchmal am Bad, manchmal im Internet, manchmal beides, immer wieder erst kurz vorher.
Diese willkürlich scheinende Praxis muss aufhören.
Die Ansprüche an ein Dienstleistungsunternehmen der öffentlichen Daseinsvorsorge haben sich geändert und die Zuschüsse entsprechend ebenso.
Nicht alle Bäderbesucher*innen gehen täglich in ein Schwimmbad und wissen dadurch, dass "übermorgen" geschlossen ist. Drei Mal am Tag oder in der Woche schaut der Dienstagsschwimmer und die Freitagsschwimmerin auch nicht in die App oder auf die Webseite. Zumal es dort auch nicht immer sofort oder überhaupt zu finden ist.
Es muss also Parameter geben, wann, also wie viel Zeit vor einem Wettkampf/ einer Veranstaltung die Öffentlichkeit über Einschränkungen informiert werden muss.
Ich weigere mich, darüber nachdenken, dass es möglicherweise gar keine Regeln, also Compliane Richtlinien, für die Kommunikation gibt, auch wenn einige das sicher denken. Das wäre, ja nun, ein Desaster, wir reden ja nicht von einem kleinen Schwimmbad am Rande eines Hotels, sondern vom Größten Bäderbetrieb Europas.
Warum also werden diese Regeln nicht sichtbar?
Die Bäderbetriebe müssen geplante Wettkämpfe und Veranstaltungen rechtzeitig kommunizieren.
In der Form, dass Wettkämpfe für jedes Bad in einer Liste (z.B. als PDF) abgerufen, eingesehen werden können in App und auf der Webseite. Natürlich muss weiter aktuell jeweils darauf hingewiesen werden.
Es kann nicht sein, dass man sich über Vereinsseiten und Mund zu Mund Propaganda Infos selber suchen muss.
Kundinnen und Kunden haben ein Anrecht auf Information. In der App. auf der Webseite, in den Sozialen Medien, in Bädern. Barrierefrei sichtbar. Es gibt genügend Mitarbeiter, die mit Kommunikation befasst sind.
Geplante Öffnungszeiten
Die Dienstpläne für die Beschäftigten des kommunalen Bäderbetreibers müssen 6 Wochen vorher feststehen. Ist ja klar, auch die Mitarbeiter*innen müssen planen können.
Es ist eine schlechter Witz, geänderte Öffnungszeiten, insbesondere erweiterte, nicht mal 24 Stunden vorher mitzuteilen. Und das nicht mal auf allen Kanälen.
Warum tut ein Betreiber von Bädern das? Es ist kontraproduktiv. Wer nicht weiß, nicht rechtzeitig weiß, dass ein Schwimmbad geöffnet hat, kommt gar nicht.
Das kann ja nun nicht Sinn der kurzfristigen Information sein.
Was also steckt dahinter?
Niemand da? Das kann es auch nicht sein. Die Verantwortlichen sind ja nicht alle 6 Wochen im Urlaub.
Richtig ätzend ist es dann, wenn 24 Stunden vorher auf einem Kommunikationsweg erweiterte Öffnungen beworben werden und am Tag drauf, wenn geöffnet sein soll, nur ein lapidarer Hinweis in einer anderen Quelle kommt, dass nun doch nicht geöffnet ist.
Das ist nicht nur "anstrengend", wie in einem Kommentar zu lesen war, sondern einfach ätzend, unprofessionell und ignorant.
Information darf keine Pause am Wochenende machen
Richtig blöde wird es, wenn spontane Schließungen passieren, die dann aber doch nicht stattfinden. Was soll so was? Geschehen zuletzt Samstag, 02.11. im Stadtbad Lankwitz.
Im Bad waren um 19.45 Uhr noch Besucher*innen und danach war auch noch Einlass.
Kommuniziert auf der Homepage und App war
Wartungen sind langfristig geplant
Bäderbesucher*innen und Interessierte erfahren allerdings erst kurze Zeit vorher, wann ein Bad, teileise für Wochen oder gar Monate schließt.
Das ist unverschämt.
Bäder haben einen Wert für die Menschen in dieser Stadt. Viele zahlen mehrere hundert Euro im Jahr und müssen Planungssicherheit bekommen.
Schließungen kurzfristig zu kommunizieren ignoriert die Bedürfnisse der Berlinerinnen und Berliner, die Schwimmbäder nutzen möchten.
Es muss eine Liste geben, die darüber informiert, wann welches Bad zur Wartung schließt.
Berufstätige, aber auch Eltern mit Kindern, Rentner*innen, fast alle müssen planen.
Ein Schwimmbadbesuch darf nicht an der fehlenden Umsetzung von Kommunikationsrichtlinien scheitern.