Der Verband der Berliner Bäderbesucher e.V. hatte Anfang Januar eine Petition eingereicht im Abgeordnetenhaus zu Berlin.
Kurz gefasst, gefordert wird, angesichts der Pandemie, die Erarbeitung eines Konzepts um bei entsprechender Freigabe zum Betrieb, Freibäder sofort ans Netz zu nehmen und eine frühe Freibad Saison zu ermöglichen.
Die Antwort und das Anschreiben des Vorsitzenden des Petitionsausschusses, Kristian Ronneburg, Die Linke.
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Ein Rant
BBB, es reicht!
Die Antwort des Größten Bäderbetreibers lässt vermuten, dass man den Betrieb von Freibädern abhängig macht von Frostschutzmitteln für Schlösser und gemütlichen Toilettenbrillenbezügen in den Freibädern. Es ist ansonsten nicht mehr zu erklären, warum derart absurde Antworten in Berlin einfach hingenommen werden sollen.
Wo bleibt der Regenschirmdienst?
Hab ich was verpasst?
Es wird so getan, als würde alles zur Bequemlichkeit für die Bäderbesucher*innen getan. Schon mal in einem Berliner Freibad gewesen die letzten Jahre? Damentoiletten seit Jahren teilsweise ohne Toilettenbrillen, Toilettenbecken, die die 'Farbe' der Nutzung seit 1980 tragen, Waschbecken bei denen man jederzeit damit rechnet, dass die Hähne abbrechen, Duscharmaturen an denen man sich massiv verbrennt. Wem wollen die BBB eigentlich erzählen, dass sie irgendeine Art Service bieten über die engagierten Mitarbeiter*innen vor Ort hinaus? Das Personal kann Rost und fehlende Toilettenbrillen und Deckel nicht wegputzen oder überstreichen.
Was passiert bei Regen in Freibädern? Schirmdienst der Fachangestellten für Bäderbetriebe für jede*n zahlende*n Bäderbesucher*in? So rein zahlenmäßig auf das Verhältnis Kund*in- Mitarbeiter*in wäre das ja oft durchaus möglich. Wenn ich als einzige zahlende Bäderbesucherin bei strömendem Regen im Schwimmbecken schwimme und 12 Mitarbeiter*innen Schutz suchend unter einer Markise sitzen, verstehe ich das Personal. Und, um mal deutlich zu sein, besser sie sitzen dort und frühstücken, als würden sie im nassen Regen sich womöglich erkälten und das Schwimmbad müsste schliessen mit der Begründung "Personalmangel"..äh.."betriebliche Gründe". Also verzichte ich auf den Regenschirmdienst freiwillig.
Niemand erwartet kuschlig warme Röhrensysteme, um bei "Frost" beim Ausstieg aus dem Schwimmbecken auf dem Weg zum Ankleiden nicht mit Wetter behelligt zu werden.
Menschen, die im Winter und Herbst, und im Frühjahr und Sommer bei schlechtem Wetter übrigens auch, in Freibädern schwimmen, haben andere Ansprüche als Badegäste, die erst nach drei Tagen 30 Grad im Sommer auf der Wiese chillen und im Wasser planschen möchten. Wann zum Neptun begreift das ein Bäderbetreiber in dieser Stadt?
Mal von der Albernheit zum Frostschutz der Umkleide und Sanitärräume abgesehen, im Sommer 2020 wurden fast alle Freibäder in der Stadt ohne Nutzungsmöglichkeit der Dusch- und Umkleideräume betrieben und dafür auch noch ein höherer Eintrittspreis von allen verlangt.
Der Berliner Bäderbetreiber macht sich seit Jahrzehnten seine Welt, wie sie ihm gefällt.
Aus Steuermitteln werden "frostsichere" Edelstahlbecken installiert um "Sanierungskosten zu sparen" und für das Personal kann dieser Betreiber seit Jahrzehnten keine "frostsicheren Sozialräume" bauen?
Was fehlt denn genau? 1 Million Euro für ne warme Heizung und Isolierung in den unzähligen Räumen von Freibädern?
Oder gibt es keinen Architekten, keine Architektin, die einen entsprechenden Raum entwerfen? Keine Baufirmen oder fehlt der Wille, einfach mal was konsequent umzusetzen um irgendeine Zukunftsvision für die Stadt zu entwickeln?
Was ist eigentlich in den Jahren, in denen es gar keinen Frost gab? Waren Freibäder früher geöffnet? Nein, da gab es dann jeweils passende, andere Gründe, warum was nicht geht.
Geht gibts nicht!
BTW, hat schon mal jemand den Bund der Steuerzahler gefragt, ob die Ausgabenexplosionen bei Sanierungen wirklich immer "überraschend" sind?
Was ist gerade der Stand an Zuschüssen für den Bäderbetreiber? 70 Millionen oder sind wir bereits bei 100 Millionen? Und mit diesen unfassbaren Summen ist es unmöglich, Toiletten frostsicher zu machen?
Wie läuft das bei der Sommerbadvorbereitung, muss das Personal in die Büsche gehen bis sie die Klos und Rohre warm geföhnt haben oder gibt es wenigstens hier dann Container für die Mitarbeitenden? Ach nee, es gibt Container?
Ginge es also wirklich um fehlende Toiletten, es gibt Container, die längst modern und jeder Toilette in den Freibädern an Modernität und vor allem Ästhetik überlegen sind. Es gibt sogar Duschcontainer. Aber wem erzähle ich das. In dieser Stadt gibt es keine Lösungen, nur Gründe, warum etwas keineswegs anders werden kann als es schon immer war.
Was ist "früher als bisher gewohnt"?
Ist dieses "früher" gemeint, als Bäder nur in den Sommerferien öffneten, also 2019, 2018? Oder das andere "früher", als Freibäder im April geöffnet wurden und bis in den Oktober zur Verfügung standen?
Ist das Berliner "früher" gemeint oder das in anderen Kommunen, in denen es ganzjährig betriebene Freibäder gibt seit "früher"?
Ich ahne, worauf das alles hinaus laufen wird. Wenn Menschen lange auf etwas verzichten mussten, sollen wir demütig sein. Dankbarkeit zeigen. Ich sage: umgekehrt wird es richtig.
Es ist originäre Aufgabe der Berliner Bäderbetriebe Bäder zu betreiben, dafür werden sie bezahlt. Die BBB täten gut daran, dankbar zu sein dafür, dass sie aus Steuermitteln von allen finanziert werden, also auch denen, die nie einen Schritt in die Einrichtungen der BBB setzen werden.
Während der Pandemie waren ihre Jobs sicher, das Gehalt auf dem Konto. Diesen Luxus hatten viele andere nicht. Ein wenig mehr Demut in der Kommunikation gegenüber zahlenden Bäderbesucher*innen ist schon lange fällig. Was das heißt? Im Kontakt mit zahlenden Bäderbesucherinnen und Bäderbesuchern bleiben. Stattdessen wird geschwiegen, keiner Kommunikation zum Stand von Sanierungen, kein Social Networking, nix.
Wie viele frostsichere Duschen hat das Strandbad Wannsee?
Es ist kein Entgegenkommen ein Strandbad 'früh' zu öffnen.
Es ist völlig absurd, in einem Strandbad eine Tradition auszurufen, die es so einfach nicht gab. Ein Bäderbetreiber, der in einem schlecht erreichbaren Strandbad bei 7 Grad Außentemperatur Personal bindet, trotz fehlender "frostsicherer" Toiletten, hat seine Aufgabe, Daseinsvorsorge, einfach nicht verstanden.
Die Berliner Schwimmerinnen und Schwimmer brauchen erreichbare Schwimmbäder. Um ins Freiwasser zu gehen, braucht man in Berlin keinen Bäderbetreiber der uns mehr als 70 Millionen Euro kostet.
Ich bin gespannt auf das Ergebnis des "Klärungsbedarfs".
Ich hoffe, in diesem Wahljahr wird endlich der Betrieb von Bädern in Berlin ein ernst genommenes Thema und keine weitere Randnotiz in der Stadt.