Am 29. August, also mitten im Sommer, geht die Saison in einigen Sommerbädern zu Ende in Berlin.
Für das Bad in Wilmersdorf gab es in mehreren Pressemitteilungen den Hinweis auf den Einbau eines Edelstahlbeckens. Eine Bauzeit wird nicht mehr genannt.
Clever, so kann sich niemand beschweren, wenn es mal wieder- also fast immer- länger dauert und teurer wird.
Es gibt für das Kombibad Seestraße sicher die Begründung, dass die Traglufthalle aufgebaut werden muss. Und für das Sommerbad in Mariendorf kommt man, wie immer, ohne Begründung aus. Naja, oder die übliche: Personal muss in die Hallenbäder. Und damit fängt mein Fazit auch an.
Mein persönliches Fazit. Ich freue mich, wenn andere einen anderen Blick haben, meiner ist ein Vergleich mit gut 35 Jahren in diesem Schwimmbad.
Personal
8-15 Personen, also Personal, drei Personen an der Kasse, auch bei drei Bäderbesucher*innen.
Bei schlechtem Wetter für die Berliner Massen, also alles unter drei Tagen, 30 Grad, ist das schlicht eine völlig verfehlte Personalpolitik.
Und man hatte jetzt, Online Ticket sei Dank, die wunderbare Möglichkeit gehabt, das Personal dort einzusetzen, wo mehr Tickets verkauft wurden. Warum das nicht passiert?
Keine Ahnung, wer das auch in 2021 noch so macht, Fakt ist, seit Jahren geht das im Sommerbad an der Rixdorfer Straße so.
Naja, zumindest privater hat das Personal es seit 2020. Sichtschutz hin zu den Sanitärräumen und dem Großteil des Schwimmbeckens. Ja, das bedeutet, wenn die Mitarbeiter*innen dort unter der Markise sitzen, sehen sie nicht, was im größten Teil des Schwimmbeckens passiert. Dazu muss jemand aus dem Bereich heraus kommen und das Becken in den Blick nehmen.
Gegrüßt wird man aktiv nur von wenigen.
Das ist die häufigste Einlassung in Mails an mich. Ob mich jemand grüßt, interessiert mich nicht mehr, ich bin jedenfalls kein Grüßaugust mehr. Ich hab echt bis 2019 trotzdem immer jede Person gegrüßt. Vorbei!
Und ich erlebe es auch genau so vor Ort. Zahlende Besucher*innen wird oft einfach stumm begegnet.
Eine junge Frau, zwei Männer, die dort neu sind, ein alter Bekannter, grüssen aktiv. Ein Sicherheitsmann ist extrem freundlich. Die allermeisten sagen nicht mal "hallo" wenn man zuerst grüßt. Und das genau ist eines der Probleme in diesem Schwimmbad.
Gäste, die übrigens viel Geld zahlen, werden behandelt wie Eindringlinge, Launen werden ausgelassen, mal grüßt man, mal nicht. Einer schreit Bäderbesucher*innen gegenüber an der Bushaltestelle an, der nächste lässt sich über die F***barkeit von weiblichen Bäderbesucherinnen und Kolleginnen aus und die übernächste raucht den zahlenden Besucher*innen ins Gesicht zum Empfang am Tor. Und ein weiterer hetzt gegen einen "schwul aussehenden" Kollegen. Der andere verbreitet dummes Zeug über eine Frau. Und so weiter.
Nein, ich habe keine Lust mehr, Rücksicht zu nehmen, zu anonymisieren. Das habe ich früher gemacht, weil ich dachte, man kann allgemein was ändern, wenn man solches Benehmen dem Bäderbetreiber (BBB) mitteilt. Ich dachte wirklich mal, es könnte sich was verbessern, wenn man zuerst die Mitarbeiter*innen direkt drauf anspricht und dann, quasi als nächste Stufe, die Badleitung und dann die Verwaltung.
Was für eine fatale Fehleinschätzung. Einer hat dann zwei Jahre lang wirklich dummdreiste Bemerkungen gegenüber Bäderbesucher*innen und seinen Kolleg*innen gemacht.
Es wird auf allen Ebenen gemauert. Vertrauensperson? Ein Jahr hatte es gedauert, viel Hartnäckigkeit und immer weitere E Mails, bis ein Gespräch zustande kam. Resultat: keins. Ach doch, die 2019 beteiligte Badleitung drohte mir unterschwellig, meine Einlassungen in Sozialen Netzwerken zum Sommerbad würde "die Gäste wenig begeistern, da müsse ich aufpassen" (Zeuge stand am Kiosk, das nur, falls es wieder dusslige Mails gibt. Ich behaupte nicht einfach Dinge, ich kann sie alle beweisen). Fun Fact: die Person ist nicht in Sozialen Netzwerken aktiv, Hörensagen und Gelaber reichte aus, um mir so was Dummes an den Kopf zu werfen.
Man beteiligte sich nicht nur an Mobbing gegen Bäderbesucher*innen, man beurteilte auch deren Rückenansicht und ob man willkommen ist. "Die schreibt immer schlecht" und meinte mich. Mein Tipp damals, einfach mal "Sommerbad #Mariendorf" bei Twitter eingeben, wurde natürlich ignoriert.
Ich dachte ja, nachdem ich eine Saison nicht dort war, es hätte sich was geändert, weil die alte Badleitung passè ist. Pusteblume.
Offener Sexismus von Bäderbesucher wird ignoriert, das Telefonat ist selbstredend wichtiger, besonders wenn man Inhalte rum schreit. Die deutliche Ansage an eine Person vor zwei Jahren, nicht angesprochen werden zu wollen, wird umgangen unter fadenscheinigen Vorwänden. Ich bin zu alt, um diesen Mist ungesagt hinzunehmen. Ich kann es nicht ändern, wenn gegen Bäderbesucherinnen gehetzt wird. Was ich kann, ist es hier öffentlich zu machen. Und wenn ich jetzt noch offen lege, dass auch ich betroffen, aber nicht beeindruckt bin, kann ich jetzt schon voraussagen, wie es in den entsprechenden Schwimmhalle werden wird. War schon so 2018, dass Beschwerden von Frauen nicht ernst genommen wurden und wird sich auch 2021 nicht ändern, befürchte ich. Viele Frauen sind tatsächlich gegangen. Ich gehe nicht.
Und natürlich habe ich mich an die Verwaltung gewandt.
Zustand des Sommerbads
Man wundert sich über wenig zahlende Besucher*innen.
Tja, während in vielen Sommerbädern Duschen bereit gestellt wurden, der Rasen gepflegt wird, fehlt es im Sommerbad Mariendorf seit Jahren sogar an so etwas profanen wie Toilettenbrillen. Egal wem ich (und viele andere), Mitarbeiterinnen, Badleitung, Bädermanagement, das vor Ort und auch der Verwaltung, gesagt hatte, es hilft nichts. Man erwartet, dass Menschen mit Schwierigkeiten in Bewegungsabläufen oder auch Kinder sich hinstellen oder auf blanke Keramik setzen. Folge: Kinder p*** in die Büsche, Frauen hocken sich hinter den Baum, p*** in die Umkleiden. Nein, kein Scherz.
War es am Anfang der Saison echt sauber,auch mit vielen Besucher*innen, hat das sehr schnell nachgelassen. Montag einen Papierschnipsel am die Toilettenspülung geklemmt, Samstags noch immer dort.
Was ich schön fand, nach Jahren der Unfallgefahr (extrem rutschig)an der Kaltdusche, hat man eine Mini Matte hin gelegt und Schilder "Rutschgefahr" aufgestellt.
Der einst schöne Brunnen verlottert komplett. Kleiner Vergleich. Wilmersdorf/ Mariendorf.
Und wieder ist sie da, die Frage. Wer hat es zu verantworten, dass der Brunnen in dem Zustand ist? Wer hat eigentlich in wessen Auftrag die Heizung ausgebaut für das Schwimmbecken? Wer verantwortet bräunliche Kacheln, abgeplatzte Ecken, fehlende Pflastersteine und so Unfallgefahr an Wertfächern? Wenn Bäderbesucher*innen, die nicht zimperlich sind, sonst wären sie nicht hier, schon davor warnen, dass das Ameisenproblem nicht gelöst ist seit, ja seit wann? 10 Jahren?(Vorschläge wurden nicht nur von mir gemacht, sondern vor Ort sogar von zwei echten Fachleuten)
Und das Reinigungspersonal scheint nicht mal Räumlichkeiten zu haben. Sie legen Schlammmasken auf, waschen ihre Wäsche und das alles auf Plätzen, die eigentlich den Bäderbesucher*innen zur Verfügung stehen müssten. Die Reinigungswagen stehen an den Toiletten und Reinigungsmittel wurde gestohlen und auf den Rasen gekippt. Ich hatte Bescheid gesagt, null Interesse. Ich hatte es der Verwaltung mitgeteilt, nix passiert. Naja, und dann wundert sich der Betreiber, wo die zahlenden Besucher*innen bleiben
Die haben sich zu großen Teilen andere Bäder gesucht, in denen mehr Wert auf Pflege der Anlage und ein anderer Umgang mit der zahlenden Besucherschaft gepflegt wird. Darüber täuschen 'Bewertungen' der Mitarbeitenden des Betreibers in entsprechenden Portalen auch nicht hinweg.
Das Schwimmen
Die witzigste Anekdote zuerst. Wenig Menschen im Schwimmbecken, zwei auf einer Doppelbahn kraulen, eine bin ich, die andere Person ein Mitarbeiter aus der Schicht, also klar, dass die Regeln bekannt sind. Solange man zu zweit ist, schwimmt jede Person auf einer Seite, kommt eine dritte, im Kreisverkehr.
Besucher*innen aus der Verwaltung am Beckenrand. Dritte Person bewegt sich in die Doppelbahn. Ich stehe schon bereit, Kreisverkehr hinter dem Mitarbeiter, der auch gerade am Rand ist, zu schwimmen. Das war zu sehen, sonst wäre ich schon längst wieder weg geschwommen gewesen.
Badleitung kommt und spricht den Mitarbeiter an, man müsse im Kreisverkehr schwimmen. Nichts anderes war bereits angesetzt. Während nebenan in der Doppelbahn eine Frau quer durch die Lande trieb und jede dort sich bewegende Person behinderte. So lange, bis sie gingen.
Mit 5 Leuten auf einer Doppelbahn war an Schönwetter Tagen zu oft kein schwimmen möglich. Woher sollten die Menschen es wissen? Waren Jahrzehnte im Becken so hin und her bewegen normal, keinerlei Regeln und jetzt kein Schild, nichts wies darauf hin, dass im Kreis zu schwimmen ist.
An wirklichen Schlechtwetter Tagen und als die Wassertemperatur sich auf 20 Grad zu bewegte, war das Sommerbad der Traum der Schwimmerin.
Wie früher, an der Wand lang schleichend, 2000 Meter gekrault, ohne Störung, nur wenn mal Wasser in der Brille war.
Diese schönen Schwimms sind auch ausschlaggebend gewesen für die Bild Auswahl. Zuerst wollte ich die Toiletten an einem Tag mit ca 20 Besucher*innen abbilden (also nicht wirklich oft frequentiert und dennoch...), aber irgendeine Hoffnung braucht die Schwimmerin auch...
Mit denen, die einfach nur schwimmen, sich eine Doppelbahn geteilt und her und hin und hin und her gekrault. Paradies.
Für mich hat nicht mal mehr die frühere Liebe zu diesem Schwimmbad gereicht, um ganz gezielt abzuschwimmen zum Saison Schluss. Ich hab mich verändert, ich nehme den Verfall nicht mehr hin, engagiere mich allerdings auch nicht mehr, das war vergeblich. Das Sommerbad, früher für 80 Tage meine Schwimmwelt, bei mir um die Ecke, einer der Gründe, warum ich hierher gezogen war vor vielen Jahren, ist einfach nicht mehr das, was es sein könnte.
Wenn schwimmen können in einem Schwimmbad nur Glückssache ist und der Aufenthalt dem Auge, der Nase, den Ohren nicht schmeichelt, geh ich tatsächlich lieber woanders schwimmen.
Mein Vorschlag an die Berliner Bäder: Teamwechsel
Vielleicht sind viele auch einfach müde und gelangweilt und eine neue Umgebung motiviert. Und für die zahlenden Bäderbesucher*innen im Sommerbad Mariendorf ist ein frischer Umgang vielleicht hilfreich, um verlorene Schwimmerinnen und Schwimmer zurück zu holen.
Saniert den Brunnen, auch mit Hilfe von Unternehmen in der Umgebung. Toilettenbrillen kosten nicht die Welt. Fangt an, die Umgebung ansehnlich zu machen.
Ich wette, dass, sollte es noch mal warm werden, wieder Menschen vor dem Sommerbad Tor stehen, weil, wie immer, kein Schild auf das Saison Ende hinweist, so wie auch keines am Anfang. Könnte man ändern...
Und wenn 2022 wieder keine Duschen geöffnet sind, lügt Bäderbesucher*innen nicht an. Mit Corona hatte das nichts zu tun.