Neues Preissystem: tolle Idee, unfaire Umsetzung

Berliner Bäderbetreiber treibt seine Auflösung voran

Kommentar

Vieles ist gesagt worden zu dem neuen Preissystem.

Neben unsachlichen Beschimpfungen gegen den Berliner Bäderbetreiber vor allem auf Basis von Unkenntnis. Naja, vielleicht auch um einen Grund zu haben, die Idee dahinter gleich komplett madig zu machen.

Unübersichtlich

Schlimm ist allerdings, dass selbst das Kommunikationsverhalten des Berliner Bäderbetreibers via Social Media zum neuen Ticket Modell nicht nur Fehler enthält, die extrem auffallen müssten schon während sie schreiben, sondern auch  keine Korrektur erfolgt.

Ok, das ist nichts Neues.

Was ist neu?

  • Zeittickets
  • Wertkarten
  • Abo Modelle
  • Online Preisnachlass
  • Wegfall Sozialticket
  • höhere Preissteigerung bei Personen mit Ermäßigungsberechtigung
  • Bäder Kategorien

Angekommen in 2025: es gibt Zeittickets

Unübersichtlich? Nur, wenn man nicht das System dahinter versteht

Es wird "fair" oder auch "transparent" genannt.

Zuerst zum Positiven: es gibt Zeittickets.

Wobei ich mich frage, was "Kurzschwimmen" ist, wenn der kürzeste Tarif bei 90 Minuten liegt.

Aber, lassen wir das. Der Berliner Bäderbetreiber hat seit jeher keine Ahnung vom Schwimmen.

Gar nicht mal so lohnendes Wertkartensystem

Die Mehrfachkarten fallen weg und es wird ein "Wertkartensystem" geben.

Das bedeutet natürlich eine nicht unerhebliche Verteuerung, insbesondere für die Frühschwimmis und diejenigen, die kurz vor Badschließung noch "kurz"(!) Bahnen ziehen wollen.

Die Jahreskarte fällt weg und ein "Abo Modell" in drei verschiedenen Preisstufen wird eingeführt.

Daran gibt es nichts auszusetzen. Also am neuen Modell, wenn es nicht der Berliner Bäderbetreiber einführen würde.

Tarifwechsel ist zum 05.05.2025.

Das Abo Modell wird es erst ab (voraussichtlich) Dezember 2025 geben.

Was das bedeutet?

Ok, also abgesehen vom Wort "voraussichtlich", was  in Berlin nicht gleichbedeutend mit "Voraussicht" ist. Gäbe es sie, hätte der Größte Bäderbetreiber Europas ein ausgereiftes Modell vorgelegt, das ab 05. Mai funktioniert.

Chaos an Kassen, Mehrarbeit für Kassenpersonen, Zeitaufwand, der sich besonders bei den wenigen Stunden, die einige Bäder zahlender Kundschaft Einlass gewähren ein riesiges Ärgernis wird. Und das wird Kundschaft kosten.

Man könnte meinen, darauf legen es Berliner Bäderbetreiber und Senat an. Keine Kundschaft= weniger Personal benötigt (was eh nicht vorhanden ist)= Bad kann raus aus der öffentlichen Nutzung.

Es wird Prozente geben bei Online Kauf

Klasse gemacht, Kassenpersonen werden nicht mehr gebraucht irgendwann. Finden ja eh kaum welche

 

Abo Modelle benachteiligen Menschen mit dem geringsten Einkommen

Die Idee statt Kundschaft ein Jahr zu binden wird für  ein "Abo Modell" aufgegeben.

Seien wir ehrlich. Bis auf wenige, die wirklich ganzjährig vielfach die Woche schwimmen gehen, ist die Jahreskarte so was wie die Anmeldung in privaten Fitness Clubs. Menschen schließen etwas ab, bezahlen und ...sitzen , respektive schwimmen woanders, nur nicht im Berliner Schwimmbad. Aus wirtschaftlichen Aspekten eine gar nicht mal so schlaue Idee die Abschaffung.

Im Interesse genau dieser Kundschaft aber ist die Idee super. Nur drei Monate Laufzeit, die sicher in höchster Anzahl im März der nächsten Jahre endet.

 

Abo Modelle im Detail

Neu sind die

Modelle Basis und Plus Tarif.

Beide vom Preis natürlich günstiger als alles andere.

Die Preissteigerung allerdings im Basistarif bedeutet im Normalpreis eine moderate Steigung des Preises. Wenn das Bad geöffnet ist das man nutzen darf...

Von 3,50 Euro auf 3,75 Euro.

Im Tarif für Menschen, die eine Ermäßigungsberechtigung haben, ist sie unfair. Von 2 Euro auf 2,87Euro.

Oder, noch deutlicher ausgedrückt: Kostete bisher die Jahreskarte in monatlicher Zahlweise 26,50 Euro, unbegrenzt schwimmen in allen Bädern, ist mit 23 Euro für 2 mal wöchentlich in Bädern, die gar nicht entsprechend Öffnungszeiten vorweisen, ein Modell geschaffen, das unattraktiv ist im Ermäßigungstarif.

Der sogenannte Plus Tarif ist spannend für Paare, egal in welcher Konstellation. Freund*innen, Lebenspartner*innen, Eltern/ Jugendliche und so weiter.

Eine super Idee.

Der Flex Tarif ist im Normalpreis ein tolles Angebot. Kostet die Jahreskarte bei monatlicher Zahlweise knappe 50 Euro, zahlt man nun mehr als Zehn Euro weniger.

Und ist, siehe oben, im ermäßigten Tarif 4,50 Euro monatlich teurer. 54 Euro im Jahr, was nicht viel klingt, aber wer so wenig Geld hat, dass man Ermäßigungsberechtigt ist in Berliner Bädern,für die ist das sehr viel. Und mein Beispiel bezieht sich auf die (frühere) monatliche Zahlweise, guckt man auf die  Einmalzahlung wird es noch viel teurer.

 

Bäder werden in Kategorien eingeteilt

Und damit hat sich die Existenz eines Landesbetriebs erledigt.

1996 gegründet, um die Bezirkshoheit zu beenden und den Berliner Bädern in ihrer wundervollen Vielfalt ein einheitliches Konzept zu geben.

Wo gibt es das sonst auf der Welt: Bäder so unterschiedlich wie die Systeme "BRD" und "DDR" einst waren, die Berlins Geschichte spiegeln. Vom Schwimmbad vor der Gründung von Groß Berlin, zum Stadtbad und Schwimmbad aus dem ungeteilten Berlin hin zu Kombibad, Volksschwimmhalle und Wellenbad. (Und ich schreibe hier nur über noch existierende, nicht untergegangene Schwimmbad Typen)

Ich gebe zu, dass die damalige Idee, Bäder im Landesbetrieb zu Öffnungszeiten zu verhelfen, die jedes Kind kennt, in Spqandau wie in Tempelhof, in >Pankow wie in Köpenick, Schwimmbäder sind von..bis...geöffnet, fand ich toll!

Jedes Schwimmbad mit gleichen Öffnungszeiten und Preisen,das hat  nie funktioniert  im Bezug auf Öffnungszeiten, im Gegenteil. Nur die Preise, die waren für alle gleich.

Ich habe noch im Jahr 2018 die Antwort  bekommen" hier kommen nie Leute am Samstag. Das ist seit Bau (DDR) der Halle so" (wörtlich! auf die Frage, warum es keine Samstag Öffnung gibt)

Die Idee der Daseinsvorsorge in Berlin war damals, für alle Schwimmis die gleichen Bedingungen zu schaffen. Schwimmen und baden sollte in Tempelhof nicht teurer sein als in Neukölln oder Pankow.

Makulatur

Im Freibad sind zukünftig nicht mehr alle gleich

Im Hallenbad auch nicht

Wer nicht kapiert, dass Berlin eine Stadt ist, in der Schwimmis in einem Teil wohnen und 30 Kilometer entfernt arbeiten, in einem weiteren Teil der Stadt Freundschaften pflegen und nun für Spaltung sorgt,  hat weder diese Stadt verdient noch unsere Bäderlandschaft.

Ich bin nach wie vor der Meinung, dass der Berliner Bäderbetreiber das beste Management seit Bestehen des Landesbetriebs hat. Details dazu sprengen den Rahmen innerhalb dieses Themas.

Bäder in Kategorien einzuteilen und  die Familie in Kreuzberg, ja, auch bei Online Tickets, das doppelte zahlen zu lassen wie vorher und gegenüber der Familie in Staaken, die sehr viel weniger zahlt,  derart zu benachteiligen, ist unfair, spaltet Berlin.

Mit einem Daseinsvorsorgeauftrag an einen Landesbetrieb hat das nichts mehr zu tun.

Und ich habe noch kein Wort zu Kriterien der "Bäderkategorien" gesagt.

Schon mal in einem der zukünftig teuersten Bäder der Stadt geduscht? Oder den Versuch gemacht, zu schwimmen bei 30 Grad. Oder die Abort Fliegen begrüßt?

Macht den Laden zu.

Zeit wird es für eine Neugestaltung der Bäderpolitik

 

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Ein Kommentar ist eine Meinung auf Fakten und Informationen basierend.