
Der laute Teil der Berliner Schwimm Gesellschaft meckert, nöhlt,bis hin zur Pöbelei über unbeheizte Freibäder.
Besonders nervig diejenigen, die meinen, ihre Vorliebe sei maßgebend für was auch immer. Natürlich in sozialen Medien, Kommentarspalten und nicht auf den Straßen in Demos oder gar in Ausschüssen
Was in unzähligen Kommunen seit Jahren, sogar Jahrzehnten längst Alltag ist, sorgt bei einigen der verwöhnten Berliner Schwimmer*innen und vor allem auch in Medien für eine Reaktion, die ich merkwürdig finde.
Kommentar
Dieses Gejammer auf extrem hohen Niveau und immer unter dem Aspekt der einzelnen Vorliebe ist einfach nur noch albern im besten, kontraproduktiv im schlechtesten Fall.
In unzähligen Kommunen werden Freibäder schon seit Jahren nicht mehr, in einigen wurden sie noch nie beheizt.
Kleine Bürger*innenbäder sammeln Spenden und haben Wärmepumpen eingebaut. Kommunale Betreiber schaff(t)en Synergien mit Wärmekraftwerken und so weiter.
Alles oft mit und durch Engagement der Bewohner*innen und entsprechender politischer Entscheidungen.
Und in Berlin?
Wurde bis ca 2014 (!) jede Entwicklung im Bezug auf Nachhaltigkeit, regenerative Energien verschlafen.
In der Politik gab es die Maßgabe der Sanierung, statt auf moderne Neubauten, Funktionbauten zu setzen.
Und auch seither wurde nur sehr wenig getan, um unsere Bäder zukunftsfähig zu machen.
Kombibad Mariendorf, jahrelang mit Stützpfeilern im Keller, brannte und ist dauerhaft zu. In der Neuen Halle Stadtbad Charlottenburg war jahrelang das Dach ein Problem. Einsturzgefährdet wurde dann komplett gesperrt. Und so weiter.
Neubau statt Sanierung
Ja, ich finde jedes unserer Bäder in unserer einzigartigen Bäderlandschaft erhaltenswert. Sie gehören zum Stadtbild, sie sind Zeugen ihrer Zeit, sie bergen Erinnerungen für einen großen Teil der Bewohner*innen dieser Stadt. Ich kenne jedes Schwimmbad (bis auf zwei in privatem Club/ Vereinsbetrieb) und bei jedem Besuch denke ich "das ist das schönste, weil..."
Das ändert nichts daran, dass es natürlich ein Fass ohne Boden ist, ein Paracelsus Bad (Einschätzung 7 Mio& 2 Jahre, jetzt 37 Mio wer weiß, wie viele Jahre) oder ein Kombibad Gropiusstadt zu sanieren (über 16 Mio Euro, zu dem Preis hätte man damals zwei schöne Zweckbauten bauen können)tbc
Konsumtiv und Investiv
Wie wäre es mal mit einholen von Informationen? Was genau soll der Berliner Bäderbetreiber tun, um das Wasser in Freibädern zu heizen auf die früher üblichen 27 Grad (was ein Irrsinn, aber jedes mal, wenn ich dazu was gesagt habe, Schweigen überall. Berliner*in will halt baden wie zu Hause..)
Kohle und Holz in den Keller schleppen und Feuerchen machen?
Oder, noch verrückter,Privatleute, die Geld sammeln das der Landesbetrieb gar nicht nehmen darf.
Mit den viel zu niedrigen investiven Zuschüssen wurden sicher auch falsche Prioritäten gesetzt. Wenn aber eine Stadt nur Sanierungen gestattet statt moderne Funktionsbäder zu bauen, die übrigens auch chic sein dürfen und können, kann der Betreiber nix ändern. Das wäre Aufgabe der Politik und die bestimmt dor Wählerschaft.
Es ist kein Geld da. Und nein, das Geld für die Sicherheit ist nicht einsetzbar für warmes Wasser.
Ein Wirtschaftsplan eines Landesbetriebs ist nicht das Haushaltsbuch von klein Erna und klein Fritzchen, in dem man den für Obst geplanten Betrag für die neuen Klamotten ausgeben kann.
Der Berliner Bäderbetreiber kann nur so agieren, weil die allermeisten, wenn überhaupt, nur ihr Schwimmbad sehen. Ignorierend, dass seit nun 29 Jahren ein Landesbetrieb finanziert wird, um alle
Bäder der Stadt
zu betreiben.
Berliner Klein Klein
Im allergünstigsten Fall wurden für irgendwas Unterschriften fürs Stammbad gesammelt. Das ist und war (jedem) Senat, der die Aufsicht führt, völlig gleichgültig. Im besten Fall wurde es "zur Kenntnis" genommen.
Solange nicht öffentlichkeitswirksam zu sehen ist, dass es Menschen gibt, die zu tausenden auf der Straße sind für "ihre" Bäder, laufen diese in unserer Stadt eben unter dem Radar.
Keine, wirklich keine Organisation von Unterschriftensammlungen, Schreiben in Scial Media etc außerhalb des Verband der Berliner Bäderbesucher e.V. hat auch nur irgendeine länger als zwei Tage dauernde Außenwirkung in Medien oder Politik gehabt.
Kulturschaffende sind sichtbar, Schwimmer*innen tauchen ab, wenns um Engagement geht
Der Berliner Schwimm Gesellschaft fehlt schlicht der Zusammenhalt. Sie hat versäumt in den, sagen wir, letzten 20 Jahren auf die Straße zu gehen und
- für Neubau moderner Bäder
- für regenerative Energie in Bädern
- für Synergien (Heizkraftwerk etc)
- für höhere Subventionen
- für Optionen der PPP
- tbc
zu demonstrieren, sich an Abgeordnete und Verordnete zu wenden, in Ausschüssen zu erscheinen, in Bürgersprechstunden zu thematisieren
tbc
Unbeheizte Freibäder sind besser als geschlossene!
Freibäder, die fossil beheizt werden sind Teil des Problems unserer Welt. Solange Verantwortliche der Stadt nicht gezwungen werden, unsere Bäder entsprechend auszustatten, halte ich diese Entscheidung des Bäderbetreibers für die einzig richtige.
Unbeheiztes Wasser ist die einzige Alternative zu gesperrten Freibädern angesichts der Haushaltslage.
Oder nee, warte, es gäbe noch eine andere Option. Ein einziges Freibad öffnen und hochheizen.
Da wäre das Geschrei vermutlich noch größer, denn die Bädercard ist ein Vertrag, den der Landesbetrieb nicht einseitig aufkündigen kann. Den Inhaber*innen müsste man zuerst anbieten, zum Beispiel in Zeitfenstern, zu buchen. ALLE anderen müssten draußen bleiben
Die Freibäder werden trotz Haushaltslage geöffnet
Ich begrüße die Entscheidung alle Freibäder unbeheizt zu öffnen statt alle zu sperren oder exklusive Angebote zu machen.
NEIN, die Preise sind hier nicht Thema!
Bevor es, wie so oft, untergeht, nein, ich steh nicht auf kaltes Wasser.
Mir ist die Erfindung von wärmender Schwimmbekleidung bekannt und ich nutze sie.